Highlights und Ergebnisse aus den GAPS-Projekten Rückblick auf das Projekt fem.point

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Im montags bis freitags täglich geöffneten Café fem.point erhielten die Frauen niedrigschwellig muttersprachliche Beratung zu allen Themen rund um Bildung und Arbeit und die Daseinsorganisation in Deutschland. In Kurzworkshops konnten die Frauen sich über Themen rund um das Ankommen in Deutschland informieren und austauschen. Dabei konnten sie auch die deutsche Sprache in bestimmten Situationen trainieren. Eine Hotline für ehrenamtliche Helfer:innen bzw. Wohnungsgeber:innen rundeten das Angebot ab.

 

Highlights und Ergebnisse

Neben den vielen Teilnehmenden, die erreicht und unterstützt werden konnten, sind im Rahmen von fem.point auch vielfältige Formate entstanden und durchgeführt worden z. B. Fachveranstaltungen, Podcasts und ein Factsheet. Nachfolgend findet sich eine Übersicht an einigen Highlights und Ergebnissen aus dem Projekt:

Empowerment der Teilnehmenden

Während der Projektlaufzeit wurden im Café fem.point über 3.500 Besucher:innen informiert und beraten. 91 Programmteilnehmende wurden über einen längeren Zeitraum hinweg mit einem Coachingprogramm begleitet. Dabei handelte es sich um mehrheitlich sehr gut qualifizierte Frauen im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, die mit ihren Kindern aus der Ukraine nach Berlin geflüchtet waren. Durchgeführt wurden über 1.000 Einzelcoachings durch insgesamt 91 Coachees. In 95 Veranstaltungen konnten die Frauen sich zudem austauschen und vernetzen und zentrale Themen miteinander besprechen. 

Und das mit Erfolg. Nach der 2,5-jährigen Begleitung hatten fast alle am Coachingprogramm teilnehmenden Frauen ein deutsches Sprachzertifikat des Niveaus B1/B2. Über ein Drittel der Frauen hatte eine i. d. R. qualifikationsadäquate Stelle im Berliner Arbeitsmarkt gefunden, ein weiteres Drittel schloss noch den Spracherwerb ab. Ein Viertel befand sich in Qualifizierungsmaßnahmen.

Weitere Ergebnisse und Fakten zum Projekt und den Teilnehmenden wurden in einem abschließenden Factsheet „Fempowerment durch fem.point“ festgehalten. 

Persönliche Einblicke in den Weg zum und die Erfahrungen mit dem Projekt fem.point teilen die beiden Projekt-Teilnehmerinnen Oksana D. und Oksana A. aus der Ukraine im Interview mit Goldnetz e.V.

Factsheet „Fempowerment durch fem.point“  

Die Ergebnisse des Projekts fem.point wurden in einem Factsheet „Fempowerment durch fem.point festgehalten. Es bereitet Erkenntnisse und Daten zum Integrationsprozess der Projektteilnehmerinnen auf und gibt konkrete Handlungsempfehlungen. Das Factsheet finden Sie hier. 

Imagefilm

Ein Imagefilm zu fem.point zeigt anschaulich, wie das Projekt gearbeitet hat und wie Teilnehmende davon profitieren konnten. Drei Frauen teilen in dem Film ihre individuelle Geschichte, wie das Projekt fem.point sie beim Ankommen in Deutschland unterstützt hat. 

Herausforderungen und Erfolge 3 Fragen an das Team von fem.point 

1. Wie hat das Projekt zur Gleichstellung am Arbeitsmarkt beigetragen?

Die ukrainischen Frauen, die zu uns gekommen sind, waren sehr gut qualifiziert: Fast 90 Prozent hatten einen Hochschulabschluss, die meisten verfügten auch über Berufserfahrung. Diese Erfahrungen scheinen in Deutschland zunächst nichts wert, weil die Sprachbarriere in vielen Fällen verhindert, dass die Frauen eine qualifikationsadäquate Arbeit finden. Gleichstellung und Chancengleichheit heißt also für sie, zu verhindern, dass sie nur wegen der (noch) fehlenden Sprachkenntnisse Jobs angeboten bekommen, die eine niedrigere oder gar keine Qualifikation erfordern. Die Gefahr, dass sie ansonsten in diesen Stellen bleiben, ist sehr groß. Gleichstellung meint also: Auf die Qualifikation und die Erfahrung schauen, auf das Potential und nicht auf die fehlenden (Sprach)Kenntnisse.

2. Welche Herausforderungen sind Ihnen beim Start des Projekts begegnet? Wie sind Sie damit umgegangen?

Der Bedarf der Frauen war sehr groß. Teilweise wurde das Café fast „überrannt“, weil aus den Berliner Ankunftszentren Busse mit Ratsuchenden zu uns gebracht wurden. Wir haben versuchen, so weit es geht zu helfen, aber wir haben dann den Zulauf kanalisiert und – falls möglich und sinnvoll – den Frauen auch Informationen zu anderen Erstanlaufstellen gegeben, die z. B. näher an den Ankunftszentren waren.

Der Umgang mit der Bürokratie in Deutschland ist für die Frauen nicht einfach. Anders als bei der Fluchtbewegung 2015/16 erhalten diese Frauen auf Antrag sofort einen gesicherten Aufenthaltsstatus und ihnen stehen dann auch Ansprüche zu, z. B. an das Jobcenter oder die Bezirke. Damit sind sie im deutschen „Regelsystem“ und treffen auf Behörden, die sehr engagiert sind, aber die dennoch eher an Kund:innen gewöhnt sind, die zumindest erste Erfahrungen mit deutschen Verwaltungen haben. Die Antragsprozesse zu begleiten war daher sehr aufwändig. Wir haben die Fragen gebündelt und regelmäßig kurze Informationsrunden für Gruppen angeboten, in denen wir die Anträge erklären und das Ausfüllen in der Gruppe gezeigt haben.

3. Welche Erfolge konnten Sie verzeichnen?

Wir haben bereits 27 Frauen in Arbeit vermittelt. Das ist ein toller Erfolg! 56 Teilnehmerinnen sind außerdem im Prozess, ihre ukrainischen Zeugnisse und Qualifikationen anerkennen zu lassen und sieben haben den Prozess bereits erfolgreich abgeschlossen. Sieben weitere Teilnehmerinnen nehmen aktuell an entsprechenden Weiterbildungen teil. Auch beim Spracherwerb gibt es Erfolge zu verzeichnen: 65 Teilnehmerinnen haben bereits Sprachkurse auf dem Niveau A2 oder B1 abgeschlossen und elf Teilnehmerinnen auf Niveau B2 oder C1. 70 Teilnehmerinnen besuchen auch aktuell einen Sprachkurs (Stand Juli 2024). 

Fast noch wichtiger war uns aber, dass wir den Frauen die Unterstützung bieten, die sie brauchen, um in der schwierigen Situation hier klar zu kommen. Diese individuelle Begleitung wirkt sehr gut. Wenn sich dann eine Teilnehmer:in bei uns ausdrücklich für die Unterstützung bedankt oder eine Frau einen Kuchen für unser Café mitbringt, um ihre Freude über einen gelungenen nächsten Schritt mit den anderen zu feiern – das ist unser schönster Erfolg! 

Podcast FISHING FOR COMPETENCE 

Im Rahmen des Projektes fem.point ist der Podcast FISHING FOR COMPETENCE entstanden. Dieser befasst sich mit der Herausforderung des bestehenden Fachkräftemangels auf der einen Seite und den ungenutzten Ressourcen internationaler weiblicher Fachkräfte auf der anderen Seite. In sechs Folgen wird die Thematik vor dem Hintergrund des Projektes fem.point beleuchtet. Zum Podcast geht es hier.

Online-Fachtagung „Frauen, Flucht und Resilienz“

Inwiefern können äußere Faktoren und Strukturen im Ankunftsland die Resilienz der geflüchteten Frauen unterstützen oder ausbauen? Dazu führte fem.point im Dezember 2023 eine Online- Fachtagung mit dem Titel „Frauen, Flucht und Resilienz“ durch. Die Fachtagung ist als Stream verfügbar. 

Online-Fachtagung: „Verdeckte Potentiale – entdeckte Wege“

Mit der Online-Fachtagung „Verdeckte Potentiale – entdeckte Wege“ teilte fem.point nach gut zwei Jahren Laufzeit erste Projektergebnisse. Auch wichtige institutionelle Wegbegleiter der Frauen wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF, Stefanie John), die Jobcenter (Viola Kitzing und Christina Pietsch, Jobcenter Steglitz-Zehlendorf) und die Unternehmen (Jan Bruns, IHK Berlin) kamen auf der Veranstaltung zu Wort. Sie schilderten jeweils aus ihrer Perspektive die Erfahrungen mit der Arbeitsmarktintegration der Ukrainerinnen. Dr. Kseniia Gatskova, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) Nürnberg gab abschließend einen Überblick zur bundesweiten Situation der ukrainischen Geflüchteten und dem Stand der Erwerbsintegration. Mehr Informationen zur Fachtagung gibt es hier.

Abschluss-Fachveranstaltung

Nach zweieinhalb intensiven Projektjahren feierte fem.point am 19. März 2025 den Projektabschluss mit einer Abschluss-Fachveranstaltung. Die Veranstaltung fand im DeZIM-Institut (Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung) statt. Das DeZIM unterstützte und bereicherte fem.point mit seinen Forschungsergebnissen und seiner wissenschaftlichen Perspektive von Beginn an. Der Austausch von wissenschaftlicher Expertise des DeZIM und praktischen Erkenntnissen aus der Projektarbeit von fem.point war für beide Seiten inspirierend.

Vorgestellt wurden auf der Veranstaltung die Projektergebnisse. Zudem gab es Gelegenheit, diese vor dem Hintergrund zweier aktueller Studien zu beleuchten. In der abschließenden Podiumsdiskussion setzte sich ein vielfältig besetztes Panel intensiv mit der Frage auseinander, wie eine erfolgreiche berufliche Integration geflüchteter Frauen aus der Ukraine in Deutschland gestaltet werden kann. Dazu diskutierten Dr. Jonna Rock (DeZIM-Institut), Pauline Hachenberg (Bundesstiftung Gleichstellung), Christin Drüke (Beauftragte für Diversity und Inclusion, Forvis Mazars in Germany), Alexandra Achalsky (Migrationsbeauftragte der Agentur für Arbeit Süd), Angela Dovifat (Geschäftsführerin, Goldnetz gGmbH) und Thomas Fischer Fischer (Referatsleiter, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend). Mehr Informationen zur Veranstaltung gibt es hier.

 

Projektsteckbrief 

Zielgruppe: aus der Ukraine geflüchtete Frauen

Träger: Goldnetz e. V. 

Ggf. Kooperationspartner: Das Projekt wurde begleitet durch einen Kooperationspartnerkreis mit Vertreter:innen des Unternehmensverbands Berlin-Brandenburg (UVB), des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), des Jobcenters Steglitz-Zehlendorfs, des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Förderung durch: BMFSFJ

Laufzeit: Juli 2022 bis März 2025

Sitz: Das Projekt wurde am Standort des Goldnetz e.V. in Berlin Steglitz-Zehlendorf durchgeführt.

Webseite: https://www.goldnetz-berlin.org/fempoint.htm