Im montags bis freitags täglich geöffneten Café fem.point erhalten die Frauen niedrigschwellig muttersprachliche Beratung zu allen Themen rund um Bildung und Arbeit und die Daseinsorganisation in Deutschland. Kurzworkshops zu einzelnen Aspekten der gesellschaftlichen und arbeitsmarktbezogenen Orientierung in Verbindung mit themenbezogenem Trainieren der deutschen Sprache sowie eine Hotline für ehrenamtliche Helfer*innen bzw. Wohnungsgeber*innen runden das Angebot ab.
Projektsteckbrief
Zielgruppe: aus der Ukraine geflüchtete Frauen
Träger: Goldnetz e. V.
Ggf. Kooperationspartner: Das Projekt wird begleitet durch einen Kooperationspartnerkreis mit Vertreter:innen des Unternehmensverbands Berlin-Brandenburg (UVB), des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), des Jobcenters Steglitz-Zehlendorfs, des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sowie der Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung und des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Förderung durch: BMFSFJ
Sitz: Das Projekt wird am Standort des Goldnetz e.V. in Berlin Steglitz-Zehlendorf durchgeführt.
Webseite: https://www.goldnetz-berlin.org/fempoint.htm
„Auf der Flucht habe ich Oksana getroffen und fühlte mich nach dem Tod meines Mannes im Krimkrieg erstmals wieder komplett. Gemeinsam haben wir fem.point gefunden und sind froh, dass wir dort Unterstützung für die vielen Fragen in Deutschland finden.“
Oksana A.
3 Fragen an das Team von fem.point
1. Wie trägt das Projekt zur Gleichstellung am Arbeitsmarkt bei?
Die ukrainischen Frauen, die zu uns kommen, sind sehr gut qualifiziert: Fast 90 Prozent haben einen Hochschulabschluss, die meisten verfügen auch über Berufserfahrung. Diese Erfahrungen scheinen in Deutschland zunächst nichts wert, weil die Sprachbarriere in vielen Fällen verhindert, dass die Frauen eine qualifikationsadäquate Arbeit finden. Gleichstellung und Chancengleichheit heißt also für sie, zu verhindern, dass sie nur wegen der (noch) fehlenden Sprachkenntnisse Jobs angeboten bekommen, die eine niedrigere oder gar keine Qualifikation erfordern. Die Gefahr, dass sie ansonsten in diesen Stellen bleiben, ist sehr groß. Gleichstellung meint also: Auf die Qualifikation und die Erfahrung schauen, auf das Potential und nicht auf die fehlenden (Sprach)Kenntnisse.
2. Welche Herausforderungen sind Ihnen beim Start des Projekts begegnet? Wie sind Sie damit umgegangen?
Der Bedarf der Frauen ist sehr groß. Teilweise wurde das Café fast „überrannt“, weil aus den Berliner Ankunftszentren Busse mit Ratsuchenden zu uns gebracht wurden. Wir haben versuchen, so weit es geht zu helfen, aber wir haben dann den Zulauf kanalisiert und – falls möglich und sinnvoll – den Frauen auch Informationen zu anderen Erstanlaufstellen gegeben, die z. B. näher an den Ankunftszentren waren.
Der Umgang mit der Bürokratie in Deutschland ist für die Frauen nicht einfach. Anders als bei der Fluchtbewegung 2015/16 erhalten diese Frauen auf Antrag sofort einen gesicherten Aufenthaltsstatus und ihnen stehen dann auch Ansprüche zu, z. B. an das Jobcenter oder die Bezirke. Damit sind sie im deutschen „Regelsystem“ und treffen auf Behörden, die sehr engagiert sind, aber die dennoch eher an Kund:innen gewöhnt sind, die zumindest erste Erfahrungen mit deutschen Verwaltungen haben. Die Antragsprozesse zu begleiten war daher sehr aufwändig. Wir haben die Fragen gebündelt und bieten nun regelmäßig kurze Informationsrunden für Gruppen an, in denen wir die Anträge erklären und das Ausfüllen in der Gruppe zeigen.
3. Welche Erfolge können Sie bereits verzeichnen?
Wir haben bereits 27 Frauen in Arbeit vermittelt. Das ist ein toller Erfolg! 56 Teilnehmerinnen sind außerdem im Prozess, ihre ukrainischen Zeugnisse und Qualifikationen anerkennen zu lassen und sieben haben den Prozess bereits erfolgreich abgeschlossen. Sieben weitere Teilnehmerinnen nehmen aktuell an entsprechenden Weiterbildungen teil. Auch beim Spracherwerb gibt es Erfolge zu verzeichnen: 65 Teilnehmerinnen haben bereits Sprachkurse auf dem Niveau A2 oder B1 abgeschlossen und elf Teilnehmerinnen auf Niveau B2 oder C1. 70 Teilnehmerinnen besuchen auch aktuell einen Sprachkurs (Stand Juli 2024).
Fast noch wichtiger ist uns aber, dass wir den Frauen die Unterstützung bieten, die sie brauchen, um in der schwierigen Situation hier klar zu kommen. Diese individuelle Begleitung wirkt sehr gut. Wenn sich dann eine Teilnehmer:in bei uns ausdrücklich für die Unterstützung bedankt oder eine Frau einen Kuchen für unser Café mitbringt, um ihre Freude über einen gelungenen nächsten Schritt mit den anderen zu feiern – das ist unser schönster Erfolg!