Migration & Arbeitsmarkt Geflüchtete Ukrainerinnen auf dem Arbeitsmarkt

Flagge Ukraine
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Mit mehr als einer Million Menschen ist Deutschland eines der wichtigsten Zielländer für Ukrainerinnen und Ukrainer, die aufgrund des russischen Angriffskrieges aus ihrem Heimatland fliehen. Im Oktober 2023 lag die Zahl bei 1,14 Millionen Menschen – 60 Prozent davon sind Frauen (vgl. Bundesregierung 2024).

Bessere rechtliche Voraussetzungen als andere Schutzsuchende

 Im Vergleich zu Menschen mit Fluchterfahrung aus anderen Herkunftsländern haben Geflüchtete aus der Ukraine bessere rechtliche Voraussetzungen für die Integration in den hiesigen Arbeitsmarkt. Sie unterliegen keinen Beschäftigungsverboten, müssen keine Asylverfahren durchlaufen und besitzen zumindest bis März 2025 eine Aufenthaltserlaubnis. Zudem sind sie in das Grundsicherungssystem SGB II integriert. Sie haben also Anspruch auf Bürgergeld statt auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz. Das heißt, sie bekommen nicht nur höhere Leistungen, sondern können auch auf die Unterstützungsstrukturen der Jobcenter zurückgreifen. 

Mit dem „Job-Turbo“ unterstützt die Bundesregierung die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Der „Job-Turbo“ umfasst verschiedene Maßnahmen und Leistungen, um die Arbeitsmarkt-Integration zu beschleunigen, z.B. (berufsbegleitende) Sprach- und Qualifizierungsangebote sowie Beratung und Vermittlung, um Geflüchtete und Arbeitgeber schneller und langfristiger zusammenzubringen. 
Der „Job-Turbo“ steht vor allem den rund 200.000 Ukrainerinnen und Ukrainern zur Verfügung, die 2023 einen Integrationskurs abgeschlossen haben oder dies bis Mitte 2024 tun werden. Denn wer einen Integrationskurs absolviert hat, soll so schnell wie möglich Arbeitserfahrung sammeln und, wo möglich und sinnvoll, weiter qualifiziert werden. 
Informationen zum Job-Turbo auf Deutsch und Ukrainisch finden Sie auf der Webseite des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales
 

Erwerbstätigkeit von ukrainischen Geflüchteten 

Eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, dass im Frühjahr 2023 18 Prozent der ukrainischen Geflüchteten, die zwischen dem 24. Februar und dem 8. Juni 2022 nach Deutschland gekommen waren, erwerbstätig waren. Ab zwölf Monaten Aufenthalt in Deutschland stieg der Anteil auf 28 Prozent. Von den erwerbstätigen Geflüchteten waren 39 Prozent in Vollzeit, 36 Prozent in Teilzeit und 18 Prozent geringfügig beschäftigt. Fünf Prozent absolvierten eine Ausbildung und zwei Prozent ein Praktikum (vgl. Kosyakova 2023, S. 2f.).  


Unterschiede der Erwerbstätigkeit zwischen Müttern und Vätern 

Mit 80 Prozent ist der Frauenanteil unter den ukrainischen Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter ausgesprochen hoch. Die Erwerbsbeteiligung der erwerbsfähigen Männer ist etwas höher (22 Prozent) als die der Frauen (17 Prozent). Ob die aus der Ukraine geflüchteten Frauen berufstätig sind, hängt stark davon ab, ob sie (Klein-)Kinder haben. So sind Mütter mit Kindern unter drei Jahren besonders selten erwerbstätig (3 Prozent). Mit steigendem Alter der Kinder steigt jedoch die Erwerbstätigkeit der Mütter: Bei Kindern zwischen drei und sechs Jahren bereits auf elf Prozent und bei Kindern im Alter von elf Jahren oder älter auf 16 Prozent. Bei Männern lässt sich kein Zusammenhang zwischen Erwerbstätigenquote und (Klein-)Kindern im Haushalt feststellen. Bei Frauen und Männern ohne Kinder sind die Erwerbstätigenquoten zudem ähnlich (20 und 22 Prozent) (vgl. ebd., S., 3)


Viele Geflüchtete sind unterhalb ihres Qualifikationsniveaus tätig

 Das Bildungsniveau der Geflüchteten aus der Ukraine ist deutlich höher als das durchschnittliche Bildungsniveau in der Ukraine und auch höher als das von Geflüchteten aus anderen Herkunftsländern. 68 Prozent der Geflüchteten im erwerbsfähigen Alter verfügen über einen Hochschul- oder Universitätsabschluss, weitere 16 Prozent über berufsqualifizierende Abschlüsse. Trotzdem arbeiten 49 Prozent – also knapp die Hälfte – der erwerbstätigen Geflüchteten in Berufen, für die sie formal überqualifiziert sind. Dies ist besonders häufig bei den geflüchteten Frauen der Fall (vgl. ebd.). 


Geflüchtete Ukrainerinnen verdienen weniger als geflüchtete Ukrainer 

Geflüchtete Frauen aus der Ukraine verdienen zudem weniger als die geflüchteten Männer. Die mittleren Verdienste der vollzeitbeschäftigten Geflüchteten aus der Ukraine betrugen im Frühjahr 2023 rund 2.550 Euro. Bei allen beschäftigten Ukrainerinnen und Ukrainern – einschließlich Teilzeitbeschäftigten, Auszubildenden und Praktikantinnen und Praktikanten – lag der mittlere Bruttomonatsverdienst bei 1.550 Euro. Geflüchtete Frauen aus der Ukraine verdienen jedoch durchschnittlich 1.100 Euro weniger als geflüchtete Männer aus der Ukraine. Grund dafür ist vor allem die hohe Teilzeitquote bei den Frauen. Aber auch in Vollzeit verdienen die geflüchteten Frauen sechs Prozent weniger als die Männer (vgl. ebd., S. 4).