MINT-Herbstreport 2024 209.000 Fachkräfte in MINT-Berufen fehlen – welche Potenziale bieten Frauen?

Die MINT-Disziplinen und -Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) haben eine zentrale Bedeutung für die Innovationsfähigkeit und das Wachstum der deutschen Wirtschaft. Damit sind sie auch entscheidend für das Gelingen der Transformation, insbesondere in den Bereichen Klimaschutz und Digitalisierung in den nächsten Jahren. Der MINT-Report des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln benennt daher dringend notwendige Maßnahmen, um die offenen Stellen in den MINT-Berufen zu besetzen.

Differenzierung nach Branchen und Fachgruppen

Die fehlenden 209.000 MINT-Arbeitskräfte verteilen sich unterschiedlich auf die verschiedenen Fachgruppen, wie Expert:innenberufe, zu denen Akademiker:innen zählen, Facharbeiter:innenberufe sowie Spezialist:innenberufe: 

  • Mit rund 109.100 fehlenden Personen bilden die MINT-Facharbeiter:innenberufe im September 2024 die größte Engpassgruppe, 
  • gefolgt von rund 77.700 fehlenden Personen im Segment der so genannten MINT-Expert:innenberufe (Akademiker:innen) 
  • sowie rund 22.300 fehlenden Personen im Bereich der Spezialist:innen- beziehungsweise Meister:innen- und Techniker:innenberufe.

Differenziert man die Arbeitskräftelücke nach Bereichen, so zeigen sich die größten Engpässe in den Energie-/Elektroberufen mit rund 68.600 freien Stellen, in den Berufen der Maschinen- und Fahrzeugtechnik mit rund 41.500, in den Bauberufen mit rund 30.800, in den Berufen der Metallverarbeitung mit rund 30.300 und in den IT-Berufen mit rund 18.700 Personen.  

Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Gefahr

Laut des MINT-Reports wird Deutschland von hohen und steigenden Kosten für Energie, Löhne, Steuern und Bürokratie belastet. Dadurch verliert es im globalen Innovationswettbewerb an Boden. Noch sind Stärken bei Forschung, Patenten und MINT-Bildung vorhanden. Neue Chancen bestehen zudem bei Technologien für den Klimaschutz. Andere Länder haben aber in den vergangenen Jahren ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung gemessen am BIP stärker erhöht als Deutschland – mit der Folge, dass nach Auswertungen der IW-Patentdatenbank auch der Anteil Deutschlands an den internationalen Patent-Anmeldungen stark gesunken ist.

Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass Fachkräfteengpässe zu den wichtigsten Hemmnissen bei Innovationsvorhaben zählen. Vor allem MINT-Fachkräfte sind für das Gelingen der Transformation von großer Bedeutung.

Schritte gegen den MINT-Fachkräftemangel

Frauen bieten ein großes Potenzial gegen den MINT-Fachkräftemangel: Der Anteil der Frauen an allen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen in MINT-Berufen lag im Jahr 2023 bei 16,2 Prozent, so der MINT-Frühjahrsreport des Instituts der deutschen Wirtschaft. Im Herbst-Report empfehlen die Expert:innen, dass durch eine klischeefreie Berufs- und Studienorientierung, weibliche Vorbilder und Mentoringprogramme mehr junge Frauen für MINT-Berufe gewonnen werden sollten. Hier setzen bereits Initiativen der Bundesregierung wie der Girls‘Day oder die Initiative Klischeefrei an.

Der MINT-Report empfiehlt weitere Maßnahmen, um entlang der gesamten Bildungskette die MINT-Bildung zu stärken und damit der MINT-Fachkräftelücke entgegenzusteuern:

  • Die Transformation erfordert eine zunehmende Weiterbildung von MINT-Kräften. Insbesondere von der Digitalisierung betroffene Unternehmen qualifizieren ihre Mitarbeiter:innen zunehmend. Hochschulen sollten ihre berufsbegleitenden Studiengänge ausweiten und mehr Angebote zur akademischen Weiterbildung machen. 
  • Die Potenziale des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes sollten durch schnellere bürokratische Prozesse besser gehoben werden. Besonders attraktiv ist ferner die Zuwanderung über die Hochschule, da ein hoher Anteil der Absolvent:innen aus demografiestarken Drittstaaten stammt und in akademischen MINT-Berufen arbeitet. 
  • Um die MINT-Kompetenzen zu erhöhen und Bildungschancen zu verbessern, sollte die frühkindliche Bildung gestärkt, hochwertige Ganztagsangebote ausgebaut, Sprach- und Leseförderung intensiviert und zusätzliche, über einen Sozialindex differenzierte, Mittel zur individuellen Förderung der Kinder und Jugendlichen zur Verfügung gestellt werden sowie bestehende Programme, wie zum Beispiel das Startchancenprogramm evaluiert und ggf. ausgeweitet werden.
  • Die digitale Bildung sollte in der Lehrkräfteaus- und -weiterbildung gestärkt und digitale Lehrangebote weiterentwickelt werden. Digitale Medienbildung sollte bereits in der Vorschule und das Fach Informatik ab der Primarstufe eingeführt werden. Ferner sind zur Stärkung der MINT-Bildung Maßnahmen entlang der gesamten Bildungskette zu entwickeln und außerschulische Angebote zu stärken. 
  • Zur Sicherung der Qualität des Unterrichts an Schulen ist die Verfügbarkeit von gut ausgebildeten Lehrkräften sicherzustellen. Zur Unterstützung der Lehrkräfte, etwa auch zum erfolgreichen Voranbringen digitaler Konzepte, sollten multiprofessionelle Teams ausgebaut werden.

Über den MINT-Report

Der MINT-Report wird zweimal jährlich vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln erstellt. Die Studie entsteht im Auftrag folgender Mitglieder des Nationalen MINT Forums: Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Arbeitgeberverband Gesamtmetall, Verein „MINT Zukunft schaffen!“.