Die Jury zeichnet Goldeimer für ein wertorientiertes und ganzheitliches Vergütungsmodell aus. Goldeimer berücksichtigt zudem nicht nur Geschlechtergerechtigkeit, sondern lässt auch weitere intersektionale Perspektiven zu.
Goldeimer hat sich in einem langen progressiven Prozess ein eigenes Gehaltsmodell erarbeitet. Obwohl Goldeimer ein kleines Unternehmen ist, haben sie eine Systematik entwickelt, die auch in Unternehmen mit größeren Mitarbeitendenzahlen ausgerollt werden könnte. Dieses beinhaltet drei wichtige Elemente: das „Soziale Gehalt“, eine Gehaltsmatrix sowie den Gehaltsrat.
- Das "Soziale Gehalt" ist eine Art Mindestgehalt für ein "finanziell sorgenfreies" Leben am Büro-Standort.
- Die Gehaltsmatrix besteht aus zwei Achsen. Bei den Hard Facts werden Ausbildung, Berufserfahrungen und weitere Qualifikationen berücksichtigt – wobei möglichst diverse Lebenswege miteinbezogen werden. So gelten auch ehrenamtliches Engagement oder Elternzeit als Qualifikationszeiten. Auf der zweiten Achse wird der Verantwortungsgrad abgebildet, der sich nach Rollen definiert, die die Person im Unternehmen bekleidet. Aus den Werten auf den beiden Achsen ergibt sich ein Score, der am Ende in die Gehaltstabelle übertragen wird und entsprechend der definierten Faktoren das Gehalt berechnet.
- Der Gehaltsrat besteht aus vier bis 5 freiwilligen Mitarbeitenden und ist für die Entwicklung und Umsetzung des Gehaltsmodells zuständig. Der Gehaltsrat ist gewählt und paritätisch besetzt.
„Bei Goldeimer entscheidet nicht mehr die Geschäftsführung über die Höhe der Gehälter aller Mitarbeitenden, sondern der Gehaltsrat. Das mag auf den ersten Blick nicht einleuchtend sein, ist aber für ein Sozialunternehmen auf dem Weg zu geteilter Verantwortung und Entscheidungsgewalt nur der nächste logische Schritt."
Malte Schremmer, Gründer und Geschäftsführer Goldeimer gGmbH
Drei Fragen an
Tanja Wente
Storytelling & Mitglied des Gehaltsrats bei Goldeimer
Was macht Ihr Konzept für Equal Pay aus?
„Wir haben schon seit Gründung mit verschiedenen Gehaltsmodellen experimentiert und sind ursprünglich mal mit der Idee “Alle verdienen dasselbe” gestartet. Dabei war die Frage “Was ist ein FAIRES Gehalt?” immer der Dreh- und Angelpunkt der Überlegungen. Fair heißt für uns vor allem: transparent, nachvollziehbar und verbindlich einforderbar – egal von wem im Team. Über die Jahre hat sich ein Prozess entwickelt, in dem wir unser Modell stetig verfeinert haben. Aufgrund unserer Teamgröße und unseres noch recht jungen Unternehmensalters (9 Jahre) wollten wir von Beginn an ein faires Konzept etablieren, um bei Wachstum und Teamerweiterungen ein solides Fundament zu haben."
Wie waren die Reaktionen als das neue Konzept eingeführt wurde? Wo gab es Konflikte und wie konnten diese gelöst werden?
„Innerhalb des mehrstufigen Gehaltsentwicklungsprozesses haben alle im Team die Möglichkeit bekommen, ihre Bedürfnisse und Perspektiven mit einzubringen. Wir haben die wichtigen Entscheidungen und Parameter des Gehaltsmodells gemeinschaftlich getroffen und beschlossen. Und eine MA-Umfrage von Januar zeigt, dass das gesamte Team den Gehaltsprozess als stimmig empfindet.
Und trotzdem ist das kein Garant dafür, dass alle mit ihrem Gehalt zufrieden sind. Das Modell kann aktuell nicht allen Bedürfnissen und Wünschen gerecht werden. Aber das war nie der Anspruch. Wir sind von Anfang an mit dem Leitsatz “Das perfekte Gehaltsmodell wird es nicht geben, aber wir wollen es zumindest fair und nachvollziehbar machen” in den Prozess gestartet. Jede*r kann nun sehr gut nachvollziehen, welche Faktoren Einfluss auf das individuelle Gehalt nehmen und wo die Entwicklungspotentiale liegen. Durch den partizipativen Püfprozess und unseren Gehaltsrat haben außerdem alle Mitarbeitenden im Unternehmen die Möglichkeit, das Gehaltsmodell aktiv mitzugestalten.“
Viele Unternehmen tun sich mit dem Thema Equal Pay schwer. Was hat Ihr Unternehmen dazu bewogen, diesen wichtigen Schritt zu gehen? Was würden Sie anderen Unternehmen mit auf den Weg geben?
„Am Anfang von Goldeimer waren wir ein kleines, komplett männliches Team. Ehrlich gesagt gab es lange keinen Anlass, uns mit diesem Thema zu beschäftigen. Mit einem wachsenden Team haben sich aber neue Fragen eröffnet, die wir mit einem institutionalisierten Modell und nicht mit persönlichen Entscheidungsmustern lösen wollten.
Was wir mit auf den Weg geben würden: So komplex die Fragen, so einfach die Antworten damit umzugehen: Wir müssen im Gespräch bleiben, das Thema besprechbar machen und als Entwicklungsthema verstehen – das ist mit dem täglichen Geschäft genau wie mit dem Gehalt haben wir gelernt.“
Zahlen und Fakten
- Zahl der Beschäftigten: 19
- Gründungsjahr: 2014
- Sitz: Hamburg
- Angebotsumfang: Goldeimer ist ein gemeinnütziges Unternehmen, das sich für eine nachhaltige Sanitärwende und gesicherte Sanitärversorgung für alle einsetzt. DieVision: »Alle für Klos! Klos für alle!«. Seit 2018 ist das Unternehmen in Verantwortungseigentum GWÖ-bilanziert.
- Branche: Land- und Forstwirtschaft
- Anteil der weiblichen Beschäftigten: 12 Frauen und 7 Männer, Anteil Frauen an Führungspositionen: 50 %
- Berichtspflichtig im Sinne des Entgelttransparenzgesetzes: nein