PHS Employment Monitor 2024 Studie zeigt Herausforderungen im Bereich Haushaltsnahe Dienstleistungen

© PHS Employment Monitor

Millionen von Menschen in ganz Europa verlassen sich jeden Tag auf Beschäftigte aus dem Bereich der personenbezogenen und haushaltsnahen Dienstleistungen (englisch: Personal and Household Services, „PHS“). Diese Beschäftigten leisten viele verschiedene und wichtige Aufgaben. Sie pflegen und unterstützen beispielsweise ältere Menschen und Menschen mit Behinderung, sie kochen, putzen, arbeiten im Garten oder betreuen Kinder.  

Der Personal & Household Services Employment Monitor ist die größte jemals in Europa durchgeführte Befragung zu haushaltsnahen Dienstleistungen. Die Befragung soll das Verständnis für das Arbeitsfeld verbessern – und somit auch die Arbeitsbedingungen. Dafür wurden vor allem Beschäftigte in den haushaltsnahen Dienstleistungen befragt, aber auch Anbieterorganisationen und Nutzende von haushaltsnahen Dienstleistungen.

Wichtige Ergebnisse des PHS Employment Monitor 2024:


  • Keine einheitliche Jobbeschreibung: Beschäftigte in den haushaltsnahen Dienstleistungen übernehmen eine breite Palette an Aufgaben. Am häufigsten werden Putzen, Bügeln, Kinderbetreuung, Kochen und die Pflege älterer Menschen (hier: nicht medizinische Pflege) genannt. Etwa die Hälfte der Beschäftigten übernimmt zumindest einige Aufgaben der direkten Sorgearbeit („direct care“), also beispielsweise das Füttern, Baden oder Zeit verbringen mit den Nutzenden. 15 Prozent leisten sogar ausschließlich direkte Sorgearbeit. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass fast die Hälfte der Nutzenden 65 Jahre oder älter ist.


  • Überlastung und Unzufriedenheit der Beschäftigten: Über die Hälfte der Beschäftigten (56,9 Prozent) gibt an, ihren Beruf nicht bis zum Rentenalter ausführen zu können. Besonders die 18- bis 34-Jährigen sind dieser Ansicht. Noch mehr Beschäftigte (59,9 Prozent) haben in den letzten drei Jahren erwogen, die Branche zu verlassen. Hauptgründe dafür waren die niedrige Bezahlung und eine schlechte Work-Life-Balance.


  • Fluktuation und Arbeitskräftemangel bedrohen den Sektor: Anbieterorganisationen stehen insbesondere vor der Herausforderung, (junge) Arbeitnehmende zu finden. Dabei ist auch die hohe Fluktuation ein großes Problem. 61,1 Prozent der Arbeitgebenden geben an, zur Verringerung der Fluktuation die Löhne erhöht zu haben. Viele Organisationen setzen weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen um, zum Beispiel Weiterbildungsmaßnahmen oder Lohnnebenleistungen. Viele fordern aber auch mehr staatliche Anstrengungen. Vorgeschlagen werden beispielsweise Steuerentlastungen oder Zuschüsse für die Nutzenden sowie Aufklärungsmaßnahmen, um das Image der Branche zu verbessern.


  • Schwarzarbeit bleibt ein Problem: 63 Prozent der Anbieterorganisationen sehen außerdem Schwarzarbeit, also nicht angemeldete Erwerbstätigkeit, als großes Problem. Als Gründe für Schwarzarbeit nennen die Organisationen vor allem „die höheren Arbeitskosten für angemeldete Arbeit“, aber auch die „mangelnde berufliche Anerkennung des Sektors“.


  • Bedarf an Tarifverträgen: 58,7 Prozent der Beschäftigten geben an, Mitglied einer Gewerkschaft zu sein. In Ländern mit einer hohen Anzahl an gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten arbeiteten diese seltener mehr als 40 Stunden pro Woche. Auch 66 Prozent der Kundinnen und Kunden von Dienstleistungsunternehmen gaben an, ein Unternehmen mit Tarifvertrag vorzuziehen. 22 Prozent waren sich nicht sicher. Die Ergebnisse zeigen den Bedarf an Aufklärungsmaßnahen bezüglich der Vorteile von Gewerkschaften und Tarifverträgen. 
  • Mangelnde Wertschätzung der Branche: Alle Befragten empfinden die Wertschätzung für haushaltsnahe Dienstleistungen und die Beschäftigten als unzureichend. Das betrifft sowohl die Löhne als auch den gesellschaftlichen Respekt. Dennoch betrachten die Beschäftigten ihre Tätigkeit als erfüllend und würdevoll. Viele Nutzenden betonen die „katastrophalen“ Konsequenzen, wenn haushaltsnahe Dienstleistungen fehlen würden, insbesondere für die häusliche Pflege und die Unterstützung von berufstätigen Frauen. 

Über die Umfrage

Der PHS Employment Monitor 2024 basiert auf einer europaweiten Online-Umfrage. Diese wurde von Februar bis April 2024 durchgeführt. An der Umfrage beteiligten sich

  • 4142 Beschäftigte (davon 96 Prozent Frauen)
  • 157 Vertreter:innen von Anbieterorganisationen und
  • über 2000 Nutzende.

Insgesamt nahmen 6.523 Personen aus 27 europäischen Ländern teil. Der PHS Employment Monitor wurde 2024 zum ersten Mal durchgeführt. Die Umfrage ist Teil des von der EU kofinanzierten Projekts „PHSDialogue“. Das zweijährige Projekt wurde 2023 gestartet. Es hat das Ziel, den Dialog zu haushaltsnahen Dienstleistungen auf EU-Ebene aufzubauen und die Kapazitäten und Tarifverhandlungen in den haushaltsnahen Dienstleistungen zu stärken.