„Nachfolgerin for future“ Nachfolge als unternehmerische Option für Frauen in den Fokus rücken

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Im deutschen Mittelstand vollzieht sich ein Generationenwechsel: Laut KfW-Research planen bis Ende 2027 rund 125.000 Inhaberinnen und Inhaber kleiner und mittelständischer Unternehmen den Rückzug und wollen den unternehmerischen Generationswechsel lösen. Doch ebenso wie Fachkräfte ist die Zahl der potenziell Nachfolgenden rar. Die Option, ein Unternehmen zu übernehmen, wird zudem weit weniger in Betracht gezogen als ein Unternehmen selbst neu zu gründen.

Ende Juni 2024 fand unter dem Motto „Nachfolgerin for future“ in Frankfurt am Main ein Round Table statt, bei dem neben den bga-Regionalverantwortlichen Expertinnen und Experten aus Verwaltung und Politik auf kommunaler, Landes- und Bundesebene sowie aus der Wissenschaft zusammenkamen. Zudem brachten die beiden Übernehmerinnen Vanessa Weber und Claudia Hobel ihre Perspektive ein.

Vanessa Weber hatte vor 20 Jahren bereits mit Anfang 20 die Werkzeug Weber GmbH & Co. KG von ihrem Vater übernommen. In den vergangenen beiden Jahrzehnten hat sie den Umsatz des Unternehmens verfünffacht, die Zahl der Mitarbeitenden verdreifacht sowie das Themenfeld „Nachhaltigkeit“ integriert. So ließ sich Weber u.a. von der Initiative “Plant for the planet“ inspirieren, gründete unter dem Dach ihrer Stiftung eine Kinderakademie und ermöglicht an mehreren Standorten in Deutschland Baumpflanzaktionen und weitere Klimaschutzprojekte wie bspw.  vor bereits über zehn Jahren ihre eigene Initiative „Klimahelden Aschaffenburg e.V.“.

Claudia Hodel übernahm 2021 als nachfolgende Inhaberin die Geschäftsführung des ZORN Sachverständigenbüros Gartenbau. Dabei stieg die Zahl der Mitarbeitenden in den vergangenen Jahren von acht auf 16 Mitarbeitende. Zuvor war Hodel langjährig als Mitarbeiterin im Betrieb tätig gewesen. Zudem ist Hodel vom Regierungspräsidium in Kassel öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Gartenbau – und damit noch immer eine der wenigen Frauen in Deutschland, die diese Tätigkeit ausüben.

Neben den beiden Übernehmerinnen berichtete Kathrin Fox vom Referat Handwerk, Mittelstand, Handel, Wirtschaftsrecht des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum über die Angebote und Fördermöglichkeiten für Übernehmende. Außerdem präsentierte Christine Acker, Projektkoordinatorin des Experimentierraums „Nachfolgerin for future“ und Projektleiterin Unternehmensnachfolge bei jumpp Frauenbetriebe e.V., die Aktivitäten des Experimentierraums. Der Verein jumpp Frauenbetriebe e.V. in Frankfurt am Main hat sich seit vielen Jahren das Thema Unternehmensnachfolge auf die Fahnen geschrieben und hat eine Anlaufstelle zur Unternehmensnachfolge in Hessen eingerichtet, gefördert aus Mitteln des Hessischen Wirtschaftsministerium, der EU (EFRE-Fonds) und des Frauenreferats der Stadt Frankfurt am Main.

In einem Kreativsprint kamen die Mitwirkenden am Round Table zudem intensiv in Austausch. Die Ergebnisse des Tages sowie weiterer Aktivitäten des Experimentierraums „Nachfolgerin for future“ werden derzeit in Form einer Dokumentation für die Veröffentlichung aufbereitet.

„Gründerinnen fördern grüne Wirtschaft“ ist ein Projekt der bundesweiten gründerinnenagentur (bga). Es wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Aktionsprogramms „GAPS“ gefördert. Im Projektverlauf werden in insgesamt vier Experimentierräumen Instrumente für eine gründerinnenfreundlichere Wirtschaftsförderkultur entwickelt. Neben dem Experimentierraum „Nachfolgerin for future“ gibt es drei weitere Experimentierräume:

  • Mentorinnenprogramm für impact-orientierte Ausgründungen aus Hochschulen im Rahmen des Projekts Women Entrepreneurs in Science (Projektkoordination: Bergische Universität Wuppertal, Regionalverantwortliche der bga für Nordrhein-Westfalen)
  • Gründerin goes excellence zur Entwicklung eines Drehbuchs einer Preisverleihung zur Förderung von nachhaltig wirtschaftenden Gründerinnen in der ländlichen Region Mecklenburg-Vorpommern (Projektkoordination: Kontor VII, Regionalverantwortliche der bga für Mecklenburg-Vorpommern) 
  • „InvestInHerBusiness“ mit dem Schwerpunkt „Verzahnung der Aspekte Gender, Gründung, Finanzierung und Nachhaltigkeit“ (Projektkoordination: Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Transfercenter (TRACES) der Universität Stuttgart, der zentralen Anlaufstelle der Universität Stuttgart für Startup-Gründungen und Transfervorhaben.

Der nächste Round Table zum Projekt wird am 13. September 2024 im Kontext des Experimentierraums „Mentorinnenprogramm“ in Wuppertal stattfinden.

Die bundesweite gründerinnenagentur

Trägerorganisation des Projekts „Gründerinnen fördern grüne Wirtschaft“ ist die bundesweite gründerinnenagentur (bga), das einzige deutschlandweite Kompetenz- und Servicezentrum zur unternehmerischen Selbstständigkeit von Frauen über alle Branchen und Phasen der Existenzgründung, Festigung und Unternehmensnachfolge hinweg.