Information aus dem ESF-Newsletter Job Sharing: Zwei Köpfe, doppelte Power

Eine Gruppe von Menschen streckt ihre Hände aus
© Hannah Busing/ Unsplash

Im Adipositaszentrum des Städtischen Klinikums Dresdens haben die beiden Psychologinnen gezeigt, dass Führung im Doppelpack nicht nur möglich, sondern besonders effektiv sein kann. Sie haben im vergangenen Jahr ihre Rolle als leitende Psychologin geteilt - und damit ein Modell integriert, das nicht nur für sie, sondern auch für das gesamte Klinikum wegweisend sein könnte.

Von der Notlösung zur Erfolgsgeschichte

Was als pragmatische Übergangslösung begann, um Dr. Jana Hoyers Ausbildung zur Psychotherapeutin mit einer Leitungstätigkeit zu vereinen, entwickelte sich schnell zu einem Erfolgsmodell. Trotz kurzer Einarbeitungszeit und einiger Startschwierigkeiten gelang es den beiden Führungskräften, ihre Aufgaben klar zu strukturieren: Frau Kluge übernahm das tägliche Geschäft vor Ort, während Frau Dr. Hoyer sich um übergeordnete Themen wie Finanzen und Konzeptentwicklung kümmerte. Mit regelmäßigen Abstimmungsterminen und klaren Zuständigkeiten meisterten sie gemeinsam die anfänglichen Herausforderungen - und fanden dabei Wege, Entscheidungen gemeinsam fundierter und ausgewogener zu treffen.

Durch die geteilte Leitungsrolle profitiert das gesamte Team von der erhöhten Flexibilität und Verfügbarkeit der beiden Führungskräfte. Entscheidungen werden aus verschiedenen Perspektiven durchdacht getroffen, und bei Ausfällen ist stets jemand ansprechbar. Das hat auch die Stimmung im Team gestärkt - eine anonyme Umfrage bestätigte die positiven Effekte. Besonders wertvoll war für die beiden Führungskräfte die Möglichkeit, schwierige Entscheidungen nicht allein fällen zu müssen, sondern Lösungen im Austausch zu entwickeln.

Förderung durch den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus)

Durch das ESF Plus- geförderte Programm "Wandel der Arbeit sozialpartnerschaftlich gestalten: weiter bilden und Gleichstellung fördern" ("ESF-Sozialpartnerrichtlinie") wurde die Möglichkeit eröffnet, ein umfassendes Konzept für alle Berufsgruppen des Klinikums zu entwickeln. Aktuell liegt der Fokus auf der Analyse des Bewerbungsprozesses. Gleichzeitig wird das Job Sharing-Konzept auf weitere Führungspositionen ausgeweitet. Ziel ist es, Führungspositionen auch für möglichst viele Teilzeitkräfte attraktiv und zugänglich zu gestalten. Dieses Modell könnte den Weg zu einer flexibleren Arbeitskultur ebnen und das Klinikum als modernen Arbeitgeber stärken, der gezielt auf die Bedürfnisse seiner Mitarbeiter*innen eingeht.

Wie schafft man es, im Tandem zu führen?

Frau Dr. Hoyer und Frau Kluge sind sich einig: Es kommt auf eine offene Kommunikation und eine klare Rollenverteilung an. "Unterschiedliche Meinungen äußern wir offen und finden in der Regel einen Kompromiss", so die Einschätzung von beiden. Durch gemeinsame Abstimmungen und das gegenseitige Einbeziehen in wichtige Vorgänge konnten sie sicherstellen, dass beide immer auf dem neuesten Stand waren - ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Job Sharings.

Die Zukunft im Blick: Job Sharing als Chance für mehr Flexibilität

Frau Dr. Hoyer und Frau Kluge wollen das Job Sharing-Modell langfristig in ihrer Abteilung verankern. Und sie sehen großes Potenzial, es auch in anderen Bereichen des Klinikums zu etablieren. Dabei betonen sie, dass das Modell nicht überall passen muss, aber es gerade in herausfordernden Bereichen enorme Vorteile bieten kann. Ihr Fazit: Gemeinsam haben sie nicht nur die Herausforderungen ihrer eigenen Arbeit bewältigt, sondern auch eine neue Kultur der Zusammenarbeit im Klinikum gefördert. Ihr Dank gilt dem Team und den Vorgesetzten, die dieses Experiment von Anfang an unterstützt haben - aber auch sich selbst für ihre Offenheit und die außergewöhnliche Partnerschaft, die ihnen beruflich und persönlich neue Perspektiven eröffnet hat.

Das ESF Plus-Programm "Wandel der Arbeit sozialpartnerschaftlich gestalten: weiter bilden und Gleichstellung fördern" ("ESF-Sozialpartnerrichtlinie")

Das ESF-Plus Programm "Wandel der Arbeit sozialpartnerschaftlich gestalten: weiter bilden und Gleichstellung fördern" bzw. die "ESF-Sozialpartnerrichtlinie" zielt darauf ab, nachhaltige und Teilhabe fördernde Strukturen zur Personalentwicklung und Weiterbildung aufzubauen und neue Arbeitsformen und Arbeitszeitmodelle zu erproben. Des Weiteren geht es darum, eine qualifikationsgerechte und existenzsichernde Erwerbsbeteiligung von Frauen zu erhöhen sowie die Weiterbildungsbeteiligung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und von bisher benachteiligten Menschen zu stärken.

Die "ESF-Sozialpartnerrichtlinie" ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände und des Deutschen Gewerkschaftsbundes und wird in enger Abstimmung mit den Partnern entwickelt und umgesetzt. Sie ist das Nachfolgeprogramm des ESF-Programms "Fachkräfte sichern: weiter bilden und Gleichstellung fördern" aus der ESF-Förderperiode 2014-2020.

Weitere Informationen zum Programm finden Sie auf dem ESF-Webportal sowie auf der Programmwebsite.