Als ein Netzwerk von 26 Mitgliedern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien sowie dem öffentlichen und sozialen Sektor hat sich die Initiative Chefsache zum Ziel gesetzt, ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis in Führungspositionen zu fördern und den gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Geschlechtergerechtigkeit voranzutreiben. Im Report „New Work – Fair Chances“ wird analysiert, ob und wie die aktuellen und durch die Corona-Pandemie beschleunigten Veränderungen in der Arbeitswelt zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beitragen können. Zwei Umfragen der Initiative Chefsache, für die im Januar und April 2020 jeweils mehr als 1000 Arbeitsnehmende in Deutschland online befragt wurden, bieten die Basis für diesen Report.
Die Corona-Pandemie zwang viele Unternehmen dazu, schnell flexible und kreative Lösungen zu finden. Lange Zeit eher ablehnend betrachtete Möglichkeiten wie Homeoffice und flexible Arbeitszeiten werden inzwischen von Führungskräften deutlich positiver gesehen. Hybride Modelle, die Präsenzarbeit und Homeoffice kombinieren, gelten als langfristig tragfähig. Auf den ersten Blick scheinen die rapiden Veränderungen im Arbeitsmarkt Vorteile für die Karrierechancen von Frauen zu haben. Der Abbau starrer Hierarchien und die Verbreitung flexibler Arbeitsformen eröffnen Möglichkeiten, sich beruflich neu aufzustellen und veraltete Rollenbilder hinter sich zu lassen. Tatsächlich birgt die Entwicklung laut der Initiative Chefsache jedoch auch zahlreiche Risiken. Frauen könnten durch New Work sogar weiter zurückfallen, wenn Bildungsträger, Wirtschaft und Politik nicht gezielt darauf achten, die Entwicklung sinnvoll zu steuern.
Risiko-Faktoren: Mangelnde Technologie-Kenntnisse und Flexibilität auf Kosten der Frauen
Als größte Hürde für die Chancengleichheit sieht das Netzwerk die wachsende Bedeutung des technologischen Wissens. Digitales Knowhow ist inzwischen in fast allen beruflichen Bereichen gefragt. Doch Frauen wählen deutlich seltener naturwissenschaftlich-technische Berufe und lassen sich seltener in digitalen und technischen Fähigkeiten aus- und weiterbilden. Laut Umfrage sehen zwar mehr als 80 Prozent der Befragten Frauen und Männer die Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten als notwendig an. Zehn Prozent der Männer würden Weiterbildungen auch in ihrer Freizeit absolvieren, Frauen dagegen nur zu drei Prozent. Allerdings sind mehr Frauen als Männer bereit, freiwillig an technischen Weiterbildungen teilzunehmen, sofern sie während der Arbeitszeit stattfinden (56 vs. 50 Prozent). Ein wichtiger Aspekt ist in diesem Zusammenhang, dass Frauen mehr Zeit mit unbezahlten Tätigkeiten in der Sorgearbeit (Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, Haushalt) verbringen und somit weniger Freizeit und auch weniger Geld zur Verfügung haben.
Future Skills fördern – Rollenklischees abbauen
New Work dürfe nicht als Selbstläufer gesehen werden. Alle Akteurinnen und Akteuere seien gefragt, die Möglichkeiten der neuen Arbeitswelt gezielt für eine Weiterentwicklung – auch der Gesellschaft – hin zu mehr Chancengerechtigkeit zu nutzen. Dazu gehört für Unternehmen beispielsweise, Angebote wie flexible Arbeitsmodelle, Job-Sharing und Teilzeit in Führungspositionen weiter auszubauen, ohne dass dabei die Flexibilität zu Lasten der Frauen geht.
Wichtig ist außerdem, die Weiterbildung von Frauen in Future Skills zu fördern und ihnen damit eine Laufbahn in zukunftsträchtigen Berufsfeldern zu erleichtern. Schulen, Hochschulen oder Einrichtungen für die Erwachsenenbildung sollten Rollenklischees aktiv abbauen und Frauen mehr bedarfsgerechte Aus- und Fortbildungen in technischen Fähigkeiten anbieten. Von Seiten der Politik können unter anderem die rechtliche Absicherung des Anspruchs auf mobiles Arbeiten oder noch mehr Anreize für eine partnerschaftlich verteilte Inanspruchnahme der Elternzeit dafür sorgen, dass New Work die Chancengleichheit beschleunigt.
Weitere Beiträge zum Thema „New Work – Fair Chances“ stehen Interessierten und dem folgenden Link zur Verfügung.