Pandemiebedingt arbeiteten seit dem Frühjahr 2020 viele Berufstätige ganz oder teilweise von Zuhause aus. Laut Vorabergebnissen des D21-Digital-Index 2020/2021 ist der Zuwachs bei der Nutzung von Homeoffice-Lösungen im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent auf 32 Prozent gestiegen. Angesichts des Gender Gaps im Hinblick auf die Nutzung digitaler Medien und den Zugang zu entsprechenden Geräten wollten die Autorinnen der Studie erfassen, welche unterschiedlichen Erfahrungen Frauen und Männer bei der Arbeit von zu Hause aus machen. Dabei sollten nicht nur die technischen und arbeitsorganisatorischen Faktoren bewertet werden, sondern auch Fragen der Vereinbarkeit. Mehr als 1000 Frauen und Männer nahmen im Juni 2020 an der Befragung teil.
Weiterbildung im Homeoffice: Beschäftigte wünschen sich mehr individuelles und alltägliches Lernen
Der erste Teil der Studien-Auswertung stellt den Bereich Wissen, Qualifizierung und Weiterbildung bei der Arbeit von Zuhause ins Zentrum:
- Welches Wissen und welche Qualifikationen benötigen Beschäftigte, wenn sie orts- und zeitflexibel arbeiten?
- Wie müssen Angebote für einen Auf- und Ausbau digitaler Kompetenzen aussehen, damit alle gleichermaßen profitieren?
Die Studie zeigt, dass die Beschäftigten aktuell mit dem Angebot an Fortbildungen im Bereich der digitalen Technologien und Anwendungen nicht zufrieden sind. Gewünscht wird vor allem, dass das Lernen in Unternehmen und Organisationen zu etwas Alltäglicherem wird und individuell stattfinden kann. Die Fortbildungen sollten möglichst innerhalb der regulären Arbeitszeit stattfinden. Bevorzugt werden digitale Formate. Bei den Inhalten ist den Befragten neben der Datensicherheit vor allen ein transparentes Regelsystem für die Arbeit von Zuhause aus wichtig. „Beschäftigte dürfen, besonders im Homeoffice, nicht ihrer Eigeninitiative überlassen werden, wenn es um den Aufbau von arbeitsrelevanten Kompetenzen geht. Organisationen sollten einen guten Rahmen schaffen, der Lernprozesse fördert. Betriebliche Lernangebote müssen auf die Voraussetzungen und Bedürfnisse unterschiedlicher Geschlechter, Altersgruppen und Kulturen zugeschnitten sein, ohne Klischees zu bedienen“, so Prof. Barbara Schwarze, Vorsitzende von kompetenzz.
Gerechtere Aufgabenteilung durch mehr Homeoffice? Chance für Veränderungen bisher nicht genutzt
Eine gerechte Arbeitsteilung im Haushalt gilt als einer der Schlüsselfaktoren, um das Fachkräftepotenzial von Frauen nutzen zu können. Der zweite Teil der Studien-Auswertung mit dem Fokus „Partnerschaftliche Arbeitsteilung“ zeigt, dass Frauen und Männer sich eine Gleichverteilung wünschen. Gleichzeitig haben sich aber selbst in der Krise und mit vermehrtem Homeoffice paritätische Lebens- und Arbeitsmodelle nicht durchgesetzt. Der Rückzug ins Homeoffice hätte eine Chance sein können für eine gerechtere Aufgabenteilung bei der unbezahlten Care-Arbeit. Diese Chance wurde aber bisher nicht genutzt.
Männer gaben zwar an, sich im ersten Lockdown der Corona-Pandemie bedingt durch das Homeoffice deutlich öfter um Kinder und Haushalt gekümmert zu haben. Gleichzeitig fühlten sich insbesondere Mütter durch die pandemiebedingten Maßnahmen wie Homeoffice gepaart mit Kinderbetreuung und Home-Schooling stärker belastet. Während die Freizeit mit den Kindern häufiger gleich auf Mütter und Väter verteilt wird, hängt die Versorgung der Kinder deutlich mehr von den Müttern ab.
Vor allem stereotype Rollenvorstellungen in der Gesellschaft und in Unternehmen behinderten den Bruch mit traditionellen Lebens- und Arbeitsmodellen. „Der individuelle Wunsch nach einer gerechten Arbeits- und Aufgabenteilung allein reicht nicht aus. Wir müssen Vereinbarkeit, insbesondere im Kontext der Digitalisierung, gesellschaftlich neu denken. Aufgrund des hohen Fachkräftebedarfs in unserem Land sollten wir schon jetzt die Nach-Corona-Zeiten und den anstehenden Mix von digitalen Arbeitsformen und Arbeit in Präsenz planen. Die Neuverteilung der Arbeit im Haushalt ist eine Voraussetzung für das Gelingen der „neuen“ Arbeit“, so Prof. Barbara Schwarze, Vorsitzende von kompetenzz und Co-Autorin der Studie.
Weitere Informationen finden Interessierte in den beiden Publikationen zur Studie. Diese können kostenlos unter dem folgenden Link heruntergeladen werden.