Menschen lernen schnell - sie vergessen das Gelernte aber in der Regel auch bald wieder. Bleibt die Anwendung aus, können nach einer Woche bis zu 80 Prozent des neu erworbenen Wissens verschwunden sein. Wer sich für den beruflichen Wiedereinstieg oder den nächsten Karriereschritt fit macht, fachliches Know-how auffrischt und neue beruflich relevante Kompetenzen erwirbt, dafür vielleicht Vorträge, Kurse und Seminare besucht, möchte das natürlich vermeiden. Das Wissen soll ja verfügbar sein, wenn es - eventuell Monate später - am neuen Arbeitsplatz gebraucht wird.
Gemeinsam üben in der Lerngruppe
Wer zu zweit ein sogenanntes Lerntandem oder mit mehreren Personen eine Lerngruppe bildet, hat gute Chancen, dem Wissensabbau vorzubeugen. Die Arbeit im Team bietet die Möglichkeit, Inhalte noch einmal zu referieren, sich gegenseitig Zusammenhänge zu erklären und gemeinsam die Anwendung des Gelernten zu üben.
Studien zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit, eine Information zu behalten, die nur gehört wurde, bei 20 Prozent. Dinge, die visuell aufgenommen wurden, bleiben mit 30 prozentiger Wahrscheinlichkeit haften. Kommen Sehen und Hören zusammen, steigert sich die Erfolgswahrscheinlichkeit auf 50 Prozent. Wer Informationen nacherzählt und erklärt, steigert die Chancen, die entsprechenden Inhalte auch langfristig verfügbar zu haben, auf 70 Prozent. Diejenigen, die Gelerntes schließlich auch anwenden, stehen am besten dar: Die Wahrscheinlichkeit, diese Inhalte zu behalten, beträgt 90 Prozent. Gute Argumente für eine Lerngruppe: Sie steigert nämlich nicht nur die Lernintensität, indem Informationen für die Gruppe noch einmal aufbereitet und präsentiert werden, sondern in der Regel auch die Motivation, dran zu bleiben und zu üben.
Lernpartnerinnen oder -partner finden
Die Teilnahme an Fortbildungsveranstaltungen bietet die Möglichkeit, Menschen kennenzulernen, die sich das gleiche Wissensgebiet erschließen möchten, wie man selbst. Die Wahrscheinlichkeit hier Personen zu finden, die daran interessiert sind, parallel zum Kurs sowie darüber hinaus, eine Arbeitsgruppe zu bilden, ist relativ hoch. Ergibt sich diese Möglichkeit nicht, kann es ratsam sein, im Freundes- und Bekanntenkreis nach Interessierten zu fragen. Auch über berufliche soziale Netzwerke im Internet sind eventuell Gleichgesinnte zu finden. Dass Lernpartnerinnen und -partner am gleichen Ort wohnen, ist nicht unbedingt notwendig. Mit entsprechender, kostenfrei erhältlicher Software können Teams über beliebige Distanzen hinweg in Audio- oder Video-Konferenzen zusammenkommen.
Seagull: Vermittlung von Sprachlern-Partnerschaften
Eine internationale Zusammenarbeit empfiehlt sich, wenn es darum geht, Fremdsprachenkenntnisse zu üben oder eine neue Sprache zu lernen. Das Projekt Seagull, eine Initiative der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald in Kooperation mit 20 Partnerinstitutionen, wurde im Rahmen des EU-Programms "Lebenslanges Lernen" gefördert und bietet einen Tandempartnerinnen- und -partner-Vermittlungsservice für insgesamt 13 Sprachen. Die Idee: Die Zweierteams unterrichten sich gegenseitig in ihrer jeweiligen Muttersprache. Damit das gemeinsame Lernen effektiv ist, gibt es auf der Seite Tipps, Ideen und Materialien für den Sprachunterricht.
Hinweise für den Lerngruppenerfolg
- Verabredungen zu treffen und einzuhalten ist wichtig, um den Erfolg eines Lerntandems oder einer Lerngruppe sicherzustellen.
- Ratsam ist:
- regelmäßige, zum Beispiel wöchentliche Treffen zu vereinbaren,
- sich über Lernziele und Lernmethoden zu verständigen,
- die Treffen so zu gestalten, dass die Teilnehmenden gleichermaßen profitieren,
- die Sitzungen vor- und nachzubereiten und dafür eventuell Aufgaben zu verteilen.
- Und nicht zuletzt gehört dazu, gemeinsam Spaß zu haben und Erfolge zu feiern!