Der Fachkräftemangel in den rund 19.000 deutschen öffentlichen Apotheken ist groß, das bestätigt die Fachkräfteengpassanalyse 2020 der Bundesagentur für Arbeit. Die Besetzung offener Stellen gestaltet sich ebenso schwierig wie entsprechend qualifizierte Fachkräfte für eine Unternehmensnachfolge zu finden. Dem IQ-Netzwerk ist es daher ein Anliegen, Fachkräfte, die ihren Berufsabschluss als Apotheker:in im Ausland erworben haben und bereits in Deutschland leben, zur uneingeschränkten Ausübung ihres Berufs zu befähigen. Mit dem Themendossier wird zugleich das Anliegen der Gleichstellungspolitik unterstützt, den Anteil von Frauen in MINT-Berufen zu erhöhen. Die Übernahme eines Apothekerbetriebes könnte somit eine Chance für Frauen bieten, die selbständig erwerbstätig sein möchten.
Apotheker:in – Ausbildungsvorsetzungen in Deutschland
Wer in Deutschland als Apotheker:in arbeiten möchte, benötigt ein mit dem Staatsexamen abgeschlossenes Studium im Bereich Pharmazie einschließlich eines 12-monatigen Praktikums sowie die Approbation als Apotheker:in oder die Erlaubnis zur Ausübung des Apotheker:innenberufs. Wer Führungspositionen oder spezialisierte Aufgabenstellungen bzw. Tätigkeiten in Wissenschaft und Forschung übernehmen möchte, benötigt gegebenenfalls auch die Promotion oder Habilitation. Doch wie lassen sich entsprechende im Ausland erworbene Bildungsabschlüsse in Deutschland anerkennen? Das Themendossier "Berufsanerkennung für Apotheker:innen – der Weg zur Fachkraft" informiert Interessierte, welche Schritte notwendig sind, um eine Berufsanerkennung in Deutschland zu erhalten.
Anerkennungsverfahren Apotheker:in – IQ-Berater:innen begleiten den Prozess
In einem ersten Schritt können Interessierte ein Gespräch bei einer örtlichen Beratungsstelle im Rahmen des Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung“ in Anspruch nehmen. Hier kann zum Beispiel geklärt werden, welche Anerkennungsstelle für den Wohnort und Beruf zuständig ist und welche Unterlagen für den Antrag auf Anerkennung der Qualifikation als Apotheker:in zusammenzustellen sind. In der Regel müssen die Arbeits- und Abschlusszeugnisse sowie der Lebenslauf in deutscher Übersetzung vorliegen. Da dieses Verfahren kostenpflichtig ist, beraten die IQ-Fachleute, ob evtl. finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch genommen werden können. Liegen alle benötigten Unterlagen vor, können diese bei der für das Bundesland zuständigen Anerkennungsstelle eingereicht werden. Dort wird geprüft, ob die im Ausland erworbene Qualifikation in allen Bereichen dem Studium in Deutschland entspricht und somit als gleichwertig mit dem deutschen Apotheker:innenabschluss anerkannt werden kann. Damit die Approbation erteilt werden kann, ist ebenfalls eine abgelegte Fachsprachenprüfung für Apotheker:innen nachzuweisen. Das Prüfverfahren dauert ca. drei Monate.
Sollten in diesem Prüfverfahren wesentliche Unterschiede mit der deutschen Ausbildung des Apotheker:innenberufes festgestellt werden, ist durch Ablegen einer Kenntnisprüfung bzw. Eignungsprüfung nachzuweisen, dass der oder die Antragsteller:in die notwendigen beruflichen Kenntnisse und Fähigkeiten zur Ausübung des Berufes besitzt. Die IQ-Berater:innen informieren, welche Vorbereitungskurse für die Kenntnis- und Fachsprachprüfung infrage kommen, um die Unterschiede zur deutschen Ausbildung auszugleichen. Die IQ Projekte „APO Online Professional – Unterstützung bei der Vorbereitung auf die Eignungs- oder Kenntnisprüfungen für Apotheker:innen“ und „IQ Apotheker für die Zukunft – Vorbereitungskurs auf die pharmazeutische Kenntnisprüfung“ unterstützen die Anwärter:innen kostenlos beim Erwerb der entsprechenden Fähigkeiten.
Falls Antragstellenden die Approbation des Apotheker:innenberufes durch die zuständige Behörde nicht erteilt wird, haben sie die Möglichkeit, in einem ähnlichen Berufsfeld, wie zum Beispiel in der pharmazeutischen Industrie, tätig zu werden.
Wer eine Anerkennungsberatung in Anspruch nehmen möchte, findet in dem Dossier eine Liste der IQ Anerkennungs- und Qualifizierungsberatungsstellen in Deutschland.
Anerkennungsverfahren erfolgreich abgeschlossen
Das IQ-Themendossier präsentiert zwei Erfolgsgeschichten. Im Interview schildern Lama Al Khouja und Ahmad Rez aus Syrien ihre Erfahrungen in Bezug auf das Anerkennungsverfahren, welche Unterstützung sie während dieser Zeit erhalten haben und wie sich ihr beruflicher Werdegang seitdem in Deutschland entwickelt hat.
Hintergrund
Das Förderprogramm arbeitet seit 2005 an der Zielsetzung, die Arbeitsmarktchancen für Menschen mit Migrationshintergrund zu verbessern. Von zentralem Interesse ist, dass im Ausland erworbene Berufsabschlüsse – unabhängig vom Aufenthaltstitel – häufiger in eine bildungsadäquate Beschäftigung münden.
Das in allen 16 Bundesländern mit rund 400 Teilprojekten aktive Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung“ hat sich in den vergangenen Jahren als wichtige Adresse für Eingewanderte und Geflüchtete erwiesen, die eine Arbeitsmarktintegration anstreben. Es wird durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA).