Laut Statistischem Bundesamt sind in Deutschland 4,1 Millionen Menschen pflegebedürftig. Rund vier von fünf Pflegebedürftigen werden zu Hause – meist von Angehörigen – versorgt, häufig werden sie dabei von einem ambulanten Pflegedienst unterstützt. Damit Pflegebedürftige ihr Leben selbstbestimmt in der gewohnten häuslichen Umgebung verbringen können, ist es wichtig, sie so zu fördern, dass sie ihre „Selbstständigkeit“ im Alltag möglichst lange erhalten können. Im ersten Schritt gilt es also zu klären, welche Unterstützungsleistungen im Alltag der zu pflegenden Person erforderlich sind, durch wen diese Leistungen erbracht werden sollen und, wenn man selbst aktiv werden möchte, ob das notwendige Wissen für die zu erbringenden Maßnahmen vorhanden ist.
Beratung in Anspruch nehmen
Eine gute professionelle Beratung unterstützt pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen, einen Plan für die bestmögliche Versorgung zu entwickeln und umzusetzen. In Deutschland gibt es einen Anspruch auf kostenlose professionelle Beratung. Eine Beratung umfasst zum Beispiel Informationen zu Leistungsansprüchen, Alltagshilfen, Wohnformen im Alter, Demenz, Vorsorgeregelungen, zur häuslichen Pflege oder zu Pflegeeinrichtungen. Wer ein solches Beratungsangebot in Anspruch nehmen möchte, kann mit Hilfe der Datenbank des „Zentrums für Qualität in der Pflege“ (ZQP) gezielt nach einem Beratungsangebot in der Nähe suchen.
Checkliste bietet Qualitätsmaßstab für die Pflegeberatung
Unter dem Motto „Gute Beratung zur Pflege ist … individuelle Lösungen für die bestmögliche Pflege zu finden“ hat die Stiftung ZQP einen Qualitätsrahmen für die Beratung in der Pflege veröffentlicht. Der Leitfaden beschreibt detailliert zehn Qualitätskriterien an denen sich Beratende und Ratsuchende orientieren können. Beratungsangebote in der Pflege sollten laut Stiftung ZQP qualifiziert, flexibel, respektvoll, individuell, ressourcenorientiert, umfassend, lösungsorientiert, begleitend, verbindlich und nachvollziehbar sein. An der Entwicklung des Leitfadens waren zahlreiche Expertinnen und Experten beteiligt.
Gute Beratung zur Pflege in Anspruch nehmen
Wie lässt sich eine qualitativ hochwertige Pflege für eine Angehörige bzw. einen Angehörigen zeitnah umsetzen? Fachleute empfehlen, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um die Pflege individuell und bestmöglich zu organisieren und so Entlastung für die am Prozess beteiligten Personen zu schaffen. Eine Beratung sollte, im akuten Fall – etwa 48 Stunden nach Anfrage – erfolgen und sich nach der Situation des oder der Pflegebedürftigen richten. Themen wie zum Beispiel die familiäre Situation, Finanzierung der Pflege, pflegepraktische Fragen und Möglichkeiten zur Entlastung der pflegenden Angehörigen, Ansprüche aus der Pflegeversicherung und zu Rechten gegenüber Pflegeanbietern sollten in die Beratung einfließen. Der Anspruch auf kostenlose professionelle Beratung zur Pflege ist im Sozialgesetzbuch XI verankert und richtet sich an Personen, die Pflegeleistungen beantragen möchten oder schon erhalten, Angehörige oder ehrenamtlich tätige Pflegepersonen.
Pflegeberatung finden – Checkliste nutzen
Um die Transparenz in der oft unübersichtlichen Beratungslandschaft zu erhöhen, hat die Stiftung ZQP mehr als 4.500 nicht-kommerzielle Angebote im gesamten Bundesgebiet recherchiert und in einer frei zugänglichen Datenbank zur Verfügung gestellt. Ist das richtige Beratungsangebot gefunden, kann die Checkliste pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen unterstützen, gemeinsam mit einer Beraterin oder einem Berater, mögliche Maßnahmen zur Pflege auszuloten, so dass im Anschluss eine selbstbestimmte Entscheidung getroffen werden kann. Denn es heißt: Gute Beratung ist die Grundlage guter Pflege!
Pflege selbst übernehmen
Wer selbst in der häuslichen Pflege aktiv werden möchte, sollte sich die Frage stellen, welches Basiswissen beziehungsweise welche Fertigkeiten gefragt sind, wenn es um die Pflege von Angehörigen geht.
Für Ratsuchende bietet das „Zentrum für Qualität in der Pflege“ einen umfassenden Einblick in das Thema Pflege. In Broschüren und Kurzfilmen werden Themen wie Körper- und Mundhygiene, Sicherheit bei der Medikation in der häuslichen Pflege, Bewegungsförderung, sicherer Umgang mit dem Rollator oder den Umgang mit veränderten Ess- und Trinkverhalten erklärt. Doch nicht nur die korrekte Ausführung einer Tätigkeit ist wichtig. Pflegende sollten sich auch die Zeit nehmen und sich über emotionale Komponenten in der Pflege, wie soziale Einbindung beziehungsweise Einsamkeit, Scham zum Beispiel bei Inkontinenz, ungeschicktem Verhalten oder Vergesslichkeit informieren.
Sicher ist bei der Umsetzung von Maßnahmen und Tätigkeiten in mancher Situation auch Geduld gefragt, doch je mehr eine zu pflegende Person in ihrer Selbstständigkeit gefördert wird, je mehr Entlastung erfahren Pflegende.
Bleiben Sie gesund: Präventionsangebote für Pflegende
Auch für Pflegende hält das „Zentrum für Qualität in der Pflege“ Informationen bereit, welche Präventivmaßnahmen beachtet werden sollten, um Überlastungssituationen vorbeugen oder Rückenprobleme, Infektionen und Schlafstörungen zu vermeiden. Denn nur wer in seiner eigenen Kraft ist, kann sich auch langfristig um andere Menschen kümmern.
Hintergrund
Das „Zentrum für Qualität in der Pflege“ ist eine gemeinnützige, operative Stiftung und verfolgt das Ziel, die gesundheitliche Versorgung und Pflegequalität für ältere pflegebedürftige Menschen zu verbessern.
Wer im Bereich Pflege auf dem Laufenden bleiben möchte kann den Newsletter des „Zentrums für Qualität in der Pflege“ abonnieren.