Aktuell nimmt nach Angaben des Väternetzwerks noch immer knapp die Hälfte der Väter weder Elternzeit noch Elterngeld in Anspruch, weil sie berufliche Nachteile fürchten. Familienbewusste Angebote von Unternehmen empfinden Väter häufig allein auf Frauen zugeschnitten. Doch der Wunsch nach mehr Partnerschaftlichkeit ist inzwischen ein zentrales Thema der jungen Generation und Familienfreundlichkeit ein entscheidender Faktor für die Attraktivität eines Unternehmens.
Laut der Umfrage würden 59 Prozent der Männer bei fehlenden Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf den Arbeitgeber (eher) wechseln. Bei den Frauen sieht es ganz ähnlich aus. Knapp ein Viertel der Befragten, Männer wie Frauen, würde definitiv wechseln und 37 Prozent würden es ernsthaft in Erwägung ziehen.
Gewünscht: Flexible Arbeitszeiten und betrieblich unterstützte Kinderbetreuung
In vielen Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf viel verändert. 33 Prozent der Befragten sind jedoch der Meinung, dass bei ihrem Arbeitgeber noch mehr geschehen müsse. Ganz oben steht dabei der Wunsch nach einem möglichst flexiblen Arbeitsmodell: 82 Prozent der befragten Frauen und 78 Prozent der Männer mit Kinderwunsch möchten zukünftig die Möglichkeit haben, sich ihre Arbeitszeit flexibel einteilen zu dürfen. 73 Prozent der weiblichen und 70 Prozent der männlichen Befragten wünschen sich die Option auf Remote Work beziehungsweise Homeoffice.
Ebenfalls ein wichtiger Punkt für potenzielle Eltern ist die Kinderbetreuung. 46 Prozent der zukünftigen Väter und 52 Prozent der zukünftigen Mütter ist eine Betreuung in der Nähe ihres Arbeitsplatzes wichtig. 43 Prozent der Männer und 45 Prozent der Frauen wünschen sich eine unternehmenseigene Kinderbetreuung. 50 Prozent der männlichen und 60 Prozent der weiblichen Befragten fordern von ihren Arbeitgebern eine Notfallbetreuung für ihre Kinder.
Familienfreundliche Arbeitsmodelle: Teilzeit erwünscht!
Bei den Arbeitszeiten strebt die künftige Vätergeneration eine teilweise deutliche Reduzierung und den Wechsel zur Teilzeit an. 38 Prozent erachten eine Wochenarbeitszeit von 32 bis 40 Stunden als sinnvoll für die Vereinbarkeit. Bei den Frauen waren 41 Prozent dieser Auffassung. 30 Prozent der befragten Männer und 34 Prozent der befragten Frauen würden im Hinblick auf eine gute Vereinbarkeit weiter auf 24 bis maximal 32 Stunden reduzieren. Nur noch 13 Prozent der Befragten halten es für richtig, wenn Mütter in den ersten drei Lebensjahren der Kinder weniger als 15 Stunden pro Woche arbeiten.
Elternzeit: Fast die Hälfte der befragten Männer strebt gleichmäßige Aufteilung an
Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Väter in spe möchte sich die Elternzeit gleichmäßig mit ihren Partnerinnen aufteilen. Bei den Frauen liegt diese Zahl bei 53 Prozent. 96 Prozent der Männer mit Kinderwunsch möchten zwischen zwei und zwölf Monaten in Elternzeit gehen. 40 Prozent der Männer äußerten aber auch den Wunsch, dass die Partnerin deutlich länger in Elternzeit gehen soll als sie selbst.
Best Practice
Für Personalverantwortliche, die wissen möchten, wie sich eine familienbewusste Personalpolitik und -kultur im Unternehmen umsetzen lässt, hält die Trendstudie „Zukunft Vereinbarkeit“ vielfältige Informationen und gute Beispiele aus der Praxis bereit.
Auch das Unternehmensprogramm „Erfolgsfaktor Familie“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bündelt Informationen rund um das Thema Familienfreundlichkeit in Unternehmen. Es bietet Erfolgsbeispiele und Erfahrungsberichte von Unternehmen, die mit innovativen Maßnahmen eine familienbewusste Personalpolitik praktizieren. Darüber hinaus steht in der Wissensplattform eine breite Auswahl an Praxisbeispielen, Studien und Ratgebern zu Themen wie Arbeitszeitgestaltung, familienbewusstes Führen und Personalmarketing zur Verfügung.
Hintergrund
Das Väternetzwerk conpadres der Väter PAL gGmbH berät Unternehmen bei den Herausforderungen zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Schwerpunkt ist die Neugestaltung der Vaterschaft in Familie, Partnerschaft und Wirtschaft. Für die Trendstudie „Zukunft Vereinbarkeit“ ließ conpadres rund 1000 repräsentativ ausgewählte Frauen und Männer in Deutschland befragen. Alle Teilnehmer:innen waren zwischen 29 und 40 Jahren alt, hatten noch keine Kinder, konnten sich aber vorstellen, Eltern zu werden, und standen seit mindestens zwei Jahren im Berufsleben.