Gründungsfinanzierung Finanzierung bei Gründung – welche Möglichkeiten gibt es?

Taschenrechner mit Kalkulationen auf einem Schreibtisch
© Jakub Żerdzicki/ Unsplash

Die Realisierung einer Geschäftsidee beginnt oft mit einer einfachen Inspiration, aber ihre Umsetzung erfordert ein wesentliches Element: Eine gesicherte Finanzierung. Die Finanzierung ist einer der grundlegendsten Aspekte bei der Gründung eines Unternehmens und kann darüber entscheiden, ob eine Idee funktioniert oder scheitert. Im Folgenden werden verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten vorgestellt, die Gründerinnen und Gründern zur Verfügung stehen.

Die Grundlage: Business- und Finanzplan

Ohne einen soliden Business- und Finanzplan ist der Erfolg einer Geschäftsgründung kaum denkbar. Dieser Plan ist das A und O für potenzielle Geldgebende, um die Tragfähigkeit und die Profitabilität des Vorhabens zu beurteilen. Darin werden das Geschäftsmodell, die Markt- und Wettbewerbsanalyse, die Unternehmensstrategie, Marketingpläne und vor allem detaillierte finanzielle Prognosen einschließlich Umsatz-, Kosten- und Liquiditätsplanungen dargelegt. Finanzmittelgebende wollen wissen, wohin ihr Geld fließt und wann sie mit einer Rückzahlung rechnen können. Ein überzeugender Plan bildet somit die Grundlage für jede Form der Finanzierung.

Überblick zu Finanzierungsmöglichkeiten für Gründerinnen und Gründer  

Eigenmittel: Der Grundstein der Unternehmensfinanzierung

Eigenmittel sind oft der erste und wichtigste Schritt bei der Unternehmensfinanzierung. Es handelt sich um das Kapital, das die Gründerinnen und Gründer selbst aufbringen können, sei es durch Ersparnisse, den Verkauf von Vermögenswerten oder die Reinvestition persönlicher Einnahmen. Die Verwendung von Eigenmitteln hat den Vorteil, dass man unabhängig bleibt und keine Schulden aufnimmt. Allerdings setzt es auch voraus, dass man genügend Mittel zur Verfügung hat und bereit ist, das persönliche finanzielle Risiko einzugehen. Eine weitere Möglichkeit ist es, sich von Freundinnen und Freunden oder Familienmitgliedern Geld zu leihen oder mit anderen Personen zusammen zu gründen, sodass jedes Gründungsmitglied einen gewissen Eigenanteil einbringen kann. So bringt man gleichzeitig auch Arbeitskraft und Know How zusammen. 

Bankkredite: Traditionelle Darlehen mit strukturierten Rückzahlungsplänen

Bankkredite sind eine der häufigsten Formen der Außenfinanzierung für neue Unternehmen. Banken bieten verschiedene Kredite an, die auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Diese sind in der Regel mit einem festen Zinssatz und einem strukturierten Rückzahlungsplan verbunden. Außerdem haben diese Kredite oft einen bestimmten Zweck: So können beispielsweise Investitionskredite auch nur für Investitionen verwendet werden, die mit der Gründung zusammenhängen. Um für einen Bankkredit in Betracht zu kommen, müssen Gründerinnen und Gründer oft einen soliden Geschäftsplan vorlegen und Sicherheiten bieten, was eine Herausforderung darstellen kann. Die Bank beurteilt dann die Wahrscheinlichkeit, dass das Gründungsvorhaben gelingt – je höher die Wahrscheinlichkeit, umso geringer fallen auch die Zinsen aus.

Beteiligungskapital: Investment gegen Unternehmensanteile

Beteiligungskapital ist eine Finanzierungsform, bei der Investorinnen und Investoren im Austausch für Unternehmensanteile Geld zur Verfügung stellen. Diese Art der Finanzierung ist besonders für Start-ups geeignet, die ein hohes Wachstumspotenzial aufweisen, aber vielleicht noch keine stabilen Einnahmen generieren. Venture-Capital-Firmen und Business-Angels sind gängige Quellen für Beteiligungskapital. Sie bieten nicht nur Geld, sondern auch Beratung und Zugang zu einem breiten Netzwerk. Venture-Capital-Firmen sind Investmentgesellschaften, die Kapital in Start-ups und junge Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial investieren, oft gegen Unternehmensanteile. Sie bieten nicht nur Finanzierung, sondern auch Beratung und Zugang zu einem breiten Netzwerk. Business Angels sind wohlhabende Einzelpersonen, die ebenso in Start-ups investieren und dabei ihre eigenen Erfahrungen und Kontakte einbringen, um den Unternehmen beim Wachstum zu helfen.

Öffentliche Förderkredite: Unterstützung durch den Staat

Die Regierung ist sich bewusst, dass es für Gründerinnen und Gründer herausfordernd sein kann, von Banken Kredite zu erhalten. Trotzdem ist sie daran interessiert, dass eine Vielzahl innovativer Geschäftskonzepte realisiert und neue Firmen ins Leben gerufen werden. So können neue Arbeitsplätze geschaffen und ein wesentlicher Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft geleistet werden. Aus diesem Grund bietet sie Gründerinnen und Gründern verschiedene Förderungen an. Diese sind oft zinsgünstig, haben eine längere Laufzeit und gewähren oft eine tilgungsfreie Anlaufzeit, das heißt dass in dieser Zeit keine Rückzahlungen geleistet werden müssen. Solche Förderprogramme sind in der Regel auf spezifische Branchen, Regionen oder Gründungstypen ausgerichtet und erfordern einen Prozess der Antragsstellung und Genehmigung. Das Förderprogramm EXIST-Woman des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, eine 2023 eingeführte Erweiterung zum Förderprogramm EXIST, unterstützt beispielsweise Frauen an Hochschulen und Forschungseinrichtungen bei der Unternehmensgründung, mit dem GründungsBONUS werden innovative Existenzgründungen und Start-ups in Berlin gefördert und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördert mit dem ERP-Gründerkredit – StartGeld alle Formen der Existenzgründung von Neugründungen bis zur Übernahme eines Unternehmens. 

Crowdfunding: Die Masse nutzen

Verschiedene Crowdfunding-Plattformen haben sich als effektive Mittel für Gründerinnen und Gründer erwiesen, um Kapital zu beschaffen, indem sie ihre Ideen und Projekte einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Unterstützende können entweder in vorgegebene Prämien investieren oder gegen einen Anteil am Unternehmen Finanzmittel zur Verfügung stellen. Diese Methode kann auch als Marketingwerkzeug dienen, da sie gleichzeitig das Bewusstsein für das Produkt oder die Dienstleistung erhöht.

Gründungsstipendien

Gründungsstipendien sind Finanzhilfen, die von staatlichen Einrichtungen, Stiftungen oder privaten Organisationen vergeben werden und nicht zurückgezahlt werden müssen. Diese Stipendien sind zwar oft sehr wettbewerbsintensiv, für diejenigen, die sie erhalten, stellen sie jedoch eine hervorragende Unterstützung dar. Sie bieten die Möglichkeit, ein Geschäft aufzubauen, ohne sich um die sofortige Rückzahlung von Mitteln sorgen zu müssen. Eine Übersicht über die verschiedenen Gründungsstipendien in Deutschland findet sich hier

Von der Geschäftsidee zur Erfolgsgeschichte 

Die Entscheidung, welche Finanzierungsmöglichkeit am besten geeignet ist, hängt von vielen Faktoren ab, darunter die Art des Geschäfts, die Höhe des benötigten Kapitals, die Risikobereitschaft der Gründenden und die Verfügbarkeit von Mitteln. Oft ist eine Kombination verschiedener Finanzierungsformen der beste Weg, um ein Unternehmen erfolgreich zu entwickeln. Eine gründliche Vorbereitung, ein starker Geschäftsplan und der Mut, unterschiedliche Wege zu gehen, sind entscheidend, um die nötigen Mittel zu sichern und aus einer Geschäftsidee eine Erfolgsgeschichte zu machen.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Gründungsfinanzierung

Im Jahr 2023 setzten 251.000 Frauen eine Existenzgründung um. Der Gründerinnenanteil ist somit auf 44 Prozent gestiegen (vgl. KfW-Gründungsmonitor 2024). Mit der wachsenden Anzahl an Gründerinnen nimmt auch der Anteil an Frauen in Teams zu: So ist in 37 Prozent der Startup-Teams aktuell mindestens eine Frau vertreten. Trotz dieses positiven Trends zeigen sich noch immer erhebliche Unterschiede in der Finanzierung von Gründungsvorhaben zwischen Frauen und Männern. Wie der Female Founders Monitor 2022 zeigt, besteht eine erhebliche Diskrepanz beim Zugang zu Kapital: Frauengeführte Startups haben im Durchschnitt bisher 1,1 Millionen Euro an Finanzierung erhalten. Männergeführte Teams konnten dagegen durchschnittlich 9,7 Millionen Euro einwerben – das Neunfache des Volumens der Frauenteams. Zudem geben 84 Prozent der Gründerinnen an, dass Frauen mit Gründungsvorhaben bei Investmententscheidungen kritischer hinterfragt werden als Männer. Diese Schieflage verstärkt die Herausforderungen für Frauen im Bereich Finanzierung zusätzlich. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gründungsfinanzierung zu adressieren und Frauen gezielt bei der Kapitalbeschaffung zu unterstützen.