Sowohl die Erwerbstätigenquote als auch der Erwerbstätigenumfang sind bei jungen Müttern in den letzten beiden Jahrzehnten deutlich gestiegen. Doch die Hälfte der Frauen in Deutschland arbeitet in Teilzeit. Die Bertelsmann Stiftung hat deshalb in ihrer Studie „Spannungsfeld Vereinbarkeit: Arbeitszeit- und Jobpräferenzen von Menschen mit Sorgeverantwortung“ die Gründe für bestehende Erwerbsmuster untersucht. Aus diesen sollten Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die die Erwerbsbeteiligung von Frauen fördern. Die Studie ist der erste Teil einer dreiteiligen Veröffentlichungsreihe.
Frauen übernehmen häufiger Aufgaben außerhalb der Erwerbsarbeit
Welchen Herausforderungen begegnen Menschen mit Sorgeverantwortung im Berufsleben? Viele Berufstätige, die Verantwortung für Kinder, pflegebedürftige Angehörige oder andere Sorgeaufgaben tragen, stehen unter erheblichem Druck. Besonders herausfordernd ist dies für Frauen, die oft immer noch hauptverantwortlich für die Erledigung von Pflichten außerhalb der Erwerbsarbeit sind. Eine Familie, in der zwei Erwachsene sich die Erwerbs- und Sorgearbeit zu gleichen Teilen partnerschaftlich teilen, existiert heute noch nicht bzw. nur in einer Minderheit. Dies ist häufig auch der Grund dafür, weshalb Frauen zu geringeren Anteilen am Arbeitsmarkt tätig sind und im Durchschnitt weniger Wochenstunden als Männer arbeiten.
Flexible Arbeitszeitmodelle als Schlüssel für mehr Vereinbarkeit von Personen mit Sorgeverantwortung und Beruf
Wie möchten Menschen mit Sorgeverantwortung ihre Arbeitszeit gestalten? Fast 30 Prozent der Mütter würden gerne mehr Zeit mit bezahlter Arbeit verbringen, bei den Vätern sind es dagegen nur sieben Prozent. Die Ergebnisse der Befragung machen deutlich: Flexible Arbeitszeitmodelle stellen einen wichtigen Hebel dar, um die Vereinbarkeit von Personen mit Sorgeverantwortung und Beruf zu verbessern. Vor allem Frauen wünschen sich mehr Flexibilität bei der Wahl des Arbeitszeitumfangs. Sie präferieren Tätigkeiten, bei denen sie den Arbeitsort flexibel wählen sowie in Gleitzeit arbeiten können. Welches Arbeitszeitmodell am besten passt, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, wie Berufsfeld, familiäre Situation, Alter der Kinder oder Tätigkeitsmerkmalen.
Was Unternehmen tun können
Schon heute zeichnet sich in einigen Berufen und Regionen aufgrund des demografischen Wandels ein Fachkräftemangel ab. Um diesen zu begegnen, benötigen Unternehmen Strategien, wie sie die Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben verbessern und damit den Erwerbstätigenumfang von vor allem Frauen steigern können. Beispiele könnten hier laut der Studie sein:
- intensive Phasen in Vollzeit, die sich mit Teilzeit abwechseln,
- familienfreundliche Schichtdienstpläne,
- eine Viertagewoche,
- Gleitzeitmodelle,
- völlig flexible Arbeitszeiten,
- mobiles Arbeiten, wo es möglich ist, sowie
- flexible Karrierewege.
Familienfreundliche Arbeitsbedingungen und unterstützende Angebote, wie unter anderem ein Kinderbetreuungsangebot in Arbeitsplatznähe, sind für viele Befragte ein entscheidender Faktor bei der Stellenauswahl. Unternehmen haben dadurch die Möglichkeit, die Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt zu fördern und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.
Datenerhebung
Die Datenerhebung erfolgte als Onlinebefragung. In der Studie wurden mehr als 2500 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Der Fragebogen enthielt eine Kombination aus Fragen zu Einstellungen, Überzeugungen und Verhalten, aber auch zur subjektiven Einschätzung, beispielsweise zur paarinternen Aufgabenverteilung oder zum Gerechtigkeitsempfinden. Zudem wurden den Teilnehmenden fiktive Stellenanzeigen präsentiert, die sich in spezifischen Aspekten wie der Arbeitszeit und Familienfreundlichkeit unterschieden.