Die Bertelsmann Stiftung hat ein Focus Paper zur Entwicklung und Zukunft des ostdeutschen Arbeitsmarkts veröffentlicht. Das Papier vergleicht die Lage auf den Arbeitsmärkten in Ost- und Westdeutschland.
Erwerbstätigenquote und Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosenquote ist in den ostdeutschen Bundesländern stark zurückgegangen: von knapp 19 Prozent in der Mitte der 2000er auf jetzt 7,2 Prozent. Damit liegt sie allerdings immer noch über dem westdeutschen Schnitt von 5,3 Prozent. Das Risiko, den Arbeitsplatz zu verlieren, wird zudem in Ostdeutschland deutlich größer eingeschätzt als im Westen. Die Erwerbstätigenquote ist mit 76,7 Prozent im Osten und 77,3 Prozent im Westen fast gleich hoch. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen verharrt in Ost und West nahezu gleichauf bei 34 Prozent.
Lohnlücke wird kleiner, aber das Lohnniveau im Osten ist weiterhin niedriger
Nach wie vor verdienen Arbeitnehmer:innen im Westen besser als Beschäftigte im Osten. Die Lücke ist zwar kleiner geworden – in den 1990er Jahren lag sie bei rund 26 Prozent – aber auch heute noch verdienen Beschäftigte in Ostdeutschland im Schnitt 15,9 Prozent weniger als die Menschen im Westen. Das mittlere Entgelt beträgt im Osten 3.157 Euro, verglichen mit 3.752 Euro im Westen. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass mehr Ost- als Westdeutsche den Eindruck haben, auch beim Lebensstandard benachteiligt zu sein.
Bessere Rahmenbedingungen für Frauen in Ostdeutschland
Deutliche Vorteile bietet der Osten dagegen bei den Beschäftigungsbedingungen für Frauen. Der Gender Pay Gap, also der Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern, ist in den östlichen Bundesländern deutlich kleiner als in den westdeutschen Ländern. 2023 lag der durchschnittliche Stundenverdienst einer Frau in Westdeutschland 19 Prozent unter dem eines Mannes. In Ostdeutschland beträgt die Diskrepanz nur sieben Prozent. Das liegt nicht zuletzt an der besseren Verfügbarkeit von Kinderbetreuung. In Ostdeutschland sind mehr als 50 Prozent der unter Dreijährigen betreut, im Westen nur gut 30 Prozent. Die Folge: Mütter in den ehemals neuen Ländern können ihre Arbeitszeitwünsche besser in die Tat umsetzen. So arbeiten im Osten 67 Prozent der Frauen in Vollzeit - im Westen dagegen nur 52 Prozent - und sie sind auch häufiger in Tätigkeiten mit höheren Qualifikationsanforderungen vertreten.
Weitere Informationen und die gesamte Publikation finden Sie auf der Webseite der Bertelsmann Stiftung.