2. Gleichstellungstag Perspektiven für Gleichstellung am Arbeitsmarkt auf dem 2. Gleichstellungstag

Panel "(K)eine Zeit für Care-Arbeit" © BMFSFJ

Unter dem Motto „zusammen:wirken - Wandel wird mit Gleichstellung gemacht fand am 5. November 2024 der 2. Gleichstellungstag der Bundesstiftung Gleichstellung in Berlin statt. Ein reger Austausch engagierter Akteurinnen und Akteure, inspirierende Diskussionen und verschiedene Vorträge und Workshops rund um die Themen Gleichstellung und Transformation prägten den Tag. Auch das Aktionsprogramm Gleichstellung am Arbeitsmarkt. Perspektiven schaffen (GAPS) war mit einem eigenen Stand auf der Fachmesse vertreten. Zudem veranstaltete das GAPS-Projekt Kompetenzzentrum PQHD (Professionalisierung und Qualitätssicherung haushaltsnaher Dienstleistungen) eine Podiumsdiskussion mit Expertinnen aus Wissenschaft und Politik zu den Veränderungspotenzialen von haushaltsnahen Dienstleistungen für die Verteilung von Sorgearbeit. 

Podiumsdiskussion vom GAPS-Projekt „Kompetenzzentrum PQHD“: „(K)eine Zeit für Care-Arbeit“ 

Prof. Dr. Christine Küster, Professorin für Sozioökologie des privaten Haushalts und Leiterin des Kompetenzzentrums PQHD an der Hochschule Fulda, moderierte ein Podium, das sich mit dem Gender Care Gap und den Veränderungspotenzialen durch haushaltsnahe Dienstleistungen auseinandersetzte. Nina Freymuth, Promovendin der Universität Paderborn, und Prof. (em.) Dr. Uta Meier-Gräwe brachten wissenschaftliche Expertise ein, die von den politischen Perspektiven von Charlotte Schlüter, Referentin beim DGB-Bundesvorstand, und Anja Wirkner, kommunale Gleichstellungsbeauftragte und Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen, zum Thema ergänzt wurden. Auf dem Podium wurden aktuelle Erhebungsdaten aus der Zeitverwendungserhebung 2022 sowie Lösungsansätze auf nationaler und kommunaler Ebene für die Herausforderungen im Alltag und das ungenutzte weibliche Erwerbspotenzial diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass Frauen, die den überwiegenden Anteil von Care-Arbeit leisten, wirksam durch professionelle haushaltsnahe Dienstleistungen entlastet werden können, wie es bereits in Belgien durch Gutscheine der Fall ist. Zugleich würden sozialversicherungspflichtige Jobs in dieser Branche Beschäftigungs- und Wertschöpfungspotenziale freisetzen. Davon würden auch eine Vielzahl von Frauen profitieren, die illegal in Privathaushalten beschäftigt sind und unter prekären Arbeitsverhältnissen keine abgesicherte Zukunftsperspektive haben. Daraus folgerte das Podium, dass diese Potenziale breiter sichtbar gemacht werden müssen, um ihre Wirkung für die Gleichstellung am Arbeitsmarkt nutzbar zu machen.

Das Aktionsprogramm GAPS beim 2. Gleichstellungstag © Ramboll Management Consulting

GAPS im Dialog: Impulse und Austausch zu Gleichstellung im Arbeitsmarkt

Neben den Programm-Highlights gewährte der Gleichstellungstag über den gesamten Tag Raum zum Netzwerken und zum Erfahrungsaustausch. Am Stand des Aktionsprogramms konnten sich die Teilnehmenden zu den verschiedenen Projekten informieren, die unter dem Dach von GAPS gefördert werden, und einen Einblick in Strategien zur Förderung der Gleichstellung am Arbeitsmarkt erhalten. Geboten wurden Informationen darüber, wie mit den Projekten verschiedene Zielgruppen unterstützt werden können, darunter Migrantinnen und Geflüchtete, Gründerinnen sowie Frauen, die in ihren Beruf zurückkehren oder in die IT-Branche einsteigen möchten. Die Projektleiterin des GAPS-Projekts „Perspektiven 4.0 – Eine Plattform für die Gleichstellung“ der Stiftung SPI informierte zudem vor Ort über die kostenfreien Online-Kurse, die dieses Projekt rund um die Themen Familie und Beruf sowie berufliche Qualifizierungen anbietet. 

V.l.n.r.: Elisabeth Knoche (Servicestelle GAPS), Hannah Grau (Servicestelle GAPS), Irina Klave (Projektleiterin des GAPS-Projekts "Perspektiven 4.0"), Petra Meier (BMFSFJ) © Ramboll Management Consulting

Gesellschaftlicher Wandel für gleichstellungspolitische Ziele – Highlights im Programm des 2. Gleichstellungstages 

Der Gleichstellungstag fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt und zeigte ein umfangreiches Spektrum an Themen, welche die Aspekte der Gleichstellung in verschiedenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen beleuchteten. Das diesjährige Programm des Gleichstellungstages bot eine Bandbreite an Workshops, Foren und Blitzlichtern. Nach der Begrüßung durch Lisi Maier und Dr. Arn Sauer des Direktoriums der Bundesstiftung Gleichstellung begrüßte Bundesministerin Lisa Paus die Teilnehmenden. Prof. Jutta Allmendinger stimmte mit ihrer Keynote das Publikum nachdenklich und forderte von der Politik mehr Durchsetzung gleichstellungspolitischer Ziele. In den anschließenden Workshops wurden verschiedenste Themen beleuchtet, wie zum Beispiel die feministische Führungs- und Organisationskultur, die Rolle von Kommunen und Gleichstellungsbeauftragten verschiedener Stellen, Entgeltgleichheit, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Arbeitszeitmodelle, aufenthaltsrechtliche Aspekte, der Umgang mit Antifeminismus und queere Perspektiven – um nur einige zu nennen.

Auf der Fachmesse waren rund 40 Organisationen, Programme und Initiativen vertreten, die sich mit einer Vielzahl von Themen rund um die Realisierung von Gleichstellung in der Gesellschaft beschäftigten und ihre Arbeit präsentierten. Getreu dem diesjährigen Motto ging es an diesem Tag insbesondere darum, ins Tun zu kommen und die sozial-ökologische Transformation gleichstellungsorientiert und demokratisch zu gestalten. 

Zum Abschluss des ereignisreichen Tages gaben Dr. Beate von Miquel und Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok Impulse aus dem Stiftungsbeirat der Bundesstiftung Gleichstellung.

Im Rahmen des Abschlusspanels „Ohne Gleichstellung kein Wandel! Die Verantwortung des Staates und der Beitrag der Zivilgesellschaft – 30 Jahre Art. 3 Abs. 2 Satz 2 Grundgesetz“ wurde der Blick auf die Ergänzung von Artikel 3 Absatz 2 im Grundgesetz gerichtet, mit der sich der Staat vor 30 Jahren zur aktiven Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern verpflichtete. Im Abschlusspanel diskutierten die erste Lehrstuhlinhaberin für Frauen- und Geschlechterforschung in Deutschland, Prof. Dr. Ute Gerhard, und die Rechtsanwältin und Autorin Asha Hedayati mit dem Präsidenten der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, und dem Rapper und Schriftsteller Hendrik Bolz des HipHop-Duos „Zugezogen Maskulin“.