Bundesgleichstellungsministerin Lisa Paus hat auf Einladung der diesjährigen brasilianischen G20-Präsidentschaft am Treffen der G20-Gleichstellungsministerinnen und -Gleichstellungsminister in Brasília teilgenommen. Nach intensiven Verhandlungsrunden in der neuen ministeriellen G20-Arbeitsgruppe "Empowerment of Women Working Group" haben die G20-Ministerinnen und -Minister erstmals in der Geschichte der G20 eine gemeinsame ministerielle Erklärung über Gleichstellungsfragen ausgehandelt. Das erarbeitete Chair Statement wurde von 19 der G20-Staaten angenommen. Lediglich Argentinien verweigerte seine Zustimmung zu dem ansonsten ausgehandelten Dokument.
Lisa Paus: "Leider konnten wir im ersten Jahr der neuen G20-Gleichstellungsgruppe keine Erklärung verabschieden, die von allen G20-Mitgliedern mitgetragen wurde. Die brasilianische G20-Präsidentschaft hat dennoch als Gastgeber in diesem Jahr wichtige Impulse gesetzt und über das neue Format bei diesem Ministerinnen- und Ministertreffen viel erreicht. Dafür danke ich meiner brasilianischen Kollegin Cida Gonçalves sehr. Ich begrüße ausdrücklich, dass Brasilien das Thema Geschlechtergleichstellung, die Stärkung der ökonomischen Eigenständigkeit von Frauen und Mädchen, die Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt und Frauenhass sowie Klimagerechtigkeit ins Zentrum der G20-Debatten gerückt hat. Die große Mehrheit hat sich ohne Abstriche dazu bekannt: Gleichstellung und die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Mädchen in all ihrer Vielfalt sind zentrale Anliegen der G20. Daran werden wir in der Folge in Südafrika 2025 anknüpfen."
G20 müssen Rückschritte bei der Gleichstellung verhindern
Als Vertreterin Deutschlands sprach sich Lisa Paus im Kreis der G20-Staaten, G20-Gastländer und internationalen Organisationen für mehr gemeinsame Anstrengungen aus, um die tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter voranzubringen. Die Bundesgleichstellungsministerin betonte, dass sich die G20-Staaten klar und deutlich für die Menschenrechte von Frauen und Mädchen in all ihrer Vielfalt und auch von LSBTIQ*-Personen einsetzen müssen, um drohenden Rückschritt zu verhindern. Zudem machte sie auf der Konferenz deutlich, dass geschlechterspezifische Gewalt ein gesamtgesellschaftliches Problem ist, dass uns alle angeht. Der Kampf dagegen ist eines der Kernthemen des Bundesgleichstellungsministeriums.
Ökonomische Eigenständigkeit fördern
Die unterzeichnenden G20-Gleichstellungsministerinnen und -Gleichstellungsminister des Chair Statements machen sich für eine Aufwertung und Anerkennung von bezahlter und unbezahlter Care-Arbeit stark. Viel zu viele Frauen sind weltweit von ökonomischer Teilhabe ausgeschlossen, was durch die ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Fürsorgearbeit zugleich begründet ist und verschärft wird. Um diese Ungleichheit zu beseitigen, setzen sich die unterzeichnenden G20-Gleichstellungsministerinnen und -Gleichstellungsminister dafür ein, weitere Maßnahmen wie gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit, bessere Arbeitsbedingungen und eine geschlechtergerechte Bildung zu ergreifen.
Misogynie und geschlechtsspezifische Gewalt beenden
Geschlechtsspezifische Gewalt hindert Frauen und Mädchen in all ihrer Vielfalt daran, gleichberechtigt am öffentlichen und privaten Leben teilzunehmen. Im Fokus der unterzeichnenden G20-Gleichstellungsministerinnen und -Gleichstellungsminister stand deshalb die Notwendigkeit strengerer Gesetze und Maßnahmen, um Gewalt wirksam zu verhindern, Täter effektiv zu bestrafen und Betroffene stärker und zielgerichtet zu unterstützen. Zudem wurde nochmals hervorgehoben, dass Männer und Jungen als gleichberechtigte Partner im Kampf gegen Misogynie und Gewalt einbezogen werden müssen.
Klimaschutz geschlechtergerecht gestalten
Die unterzeichnenden G20-Gleichstellungsministerinnen und -Gleichstellungsminister bekräftigen ihren Einsatz für geschlechtergerechteren Klimaschutz. Frauen und Mädchen sind von den Auswirkungen des Klimawandels überproportional betroffen und dennoch oft nicht in Entscheidungsprozesse eingebunden. Die G20-Staaten fordern eine stärkere Beteiligung von Frauen in klimapolitischen Entscheidungen sowie Maßnahmen zur Anpassung und Abschwächung der Klimakrise, die die geschlechtsspezifischen Auswirkungen berücksichtigen. Geschlechtergerechte Klimapolitik soll zu widerstandsfähigen Gemeinschaften und einer nachhaltigen Entwicklung beitragen.
Auf ihrer Brasilienreise wird Lisa Paus sich bei Anschlussterminen in São Paulo mit den Themen Gewalt gegen Frauen und Gewalthilfe sowie Care-Arbeit und der Pflegesituation für ältere Menschen befassen.